Politik

Opfer sollen gestärkt werden Politiker erinnern an Brandanschlag in Mölln vor 30 Jahren

"Die Tat der Rechtsextremisten in Mölln kam nicht aus dem Nichts, die Hetze gegen Menschen anderer Herkunft bereitete ihr den Boden", schrieb Innenministerin Faeser.

"Die Tat der Rechtsextremisten in Mölln kam nicht aus dem Nichts, die Hetze gegen Menschen anderer Herkunft bereitete ihr den Boden", schrieb Innenministerin Faeser.

(Foto: picture alliance/dpa)

Am 23. November 1992 werfen Neonazis zwei Brandsätze in ein Haus in Mölln, in dem türkischstämmige Menschen wohnen - drei Menschen sterben. 30 Jahre später gedenken Landes- und Bundespolitiker der Opfer. Anders gestaltet werden solle künftig der Umgang mit den Hinterbliebenen.

30 Jahre nach dem rassistischen Brandanschlag mit drei Toten in Mölln ist in Schleswig-Holstein an die damaligen Geschehnisse erinnert worden. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser äußerte sich und rief zu einem harten Vorgehen gegen "rassistische Hetze und Gewalt" auf. "Die Tat der Rechtsextremisten in Mölln kam nicht aus dem Nichts, die Hetze gegen Menschen anderer Herkunft bereitete ihr den Boden", schrieb Faeser. Die drei getöteten Opfer würden "nicht vergessen" werden, fügte sie an. Gegen rassistische Hetze müsse "entschieden" vorgegangen werden.

Junge Neonazis hatten in der Nacht zum 23. November 1992 Brandsätze in zwei Wohnhäuser im schleswig-holsteinischen Mölln geworfen, in denen türkischstämmige Menschen wohnten. Drei Menschen starben, darunter zwei junge Mädchen. Neun weitere Menschen wurden verletzt. Das Verbrechen löste große Erschütterung aus. Es war Teil einer Welle rassistischer Anschläge und Ausschreitungen nach der Wiedervereinigung. Die Debatte in Deutschland war damals von Auseinandersetzungen über die Asylpolitik und den Zuzug von Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem gerade auseinanderbrechenden Jugoslawien bestimmt. Einige Monate vor der Tat in Mölln kam es in Rostock-Lichtenhagen zu einem fremdenfeindlichen Pogrom, wenige Monate später starben im nordrhein-westfälischen Solingen fünf türkischstämmige Menschen bei einem rechtsextremistischen Brandanschlag.

Betroffenenperspektive soll gestärkt werden

Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung in Mölln fand ein interreligiöser Gottesdienst und eine Kranzniederlegung an den Anschlagsorten statt. Kulturstaatsministerin Claudia Roth rief vorab zum einem verstärkten Kampf gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit auf. Zugleich forderte sie eine andere Form des Erinnerns an rechtsextreme Anschläge, um das Leid der Opfer und Betroffenen stärker ins Bewusstsein zu rücken. "Es darf nicht sein, dass Angehörige und Opfer sich das Erinnern und das Nichtvergessen erst erkämpfen müssen", fügte die Grünen-Politikerin hinzu.

Der Umgang der Politik mit der Trauer der Angehörigen und Opfer habe von Anfang an in der Kritik gestanden, erinnerte auch der Hinterbliebene Faruk Arslan. "Wir wollten mit ihnen zusammen unsere Stimmen erheben, nicht gegen sie." Es gehe nicht nur um die Aufarbeitung der Geschehnisse und das Einbeziehen der Opferfamilien, sagte der Überlebende Ibrahim Arslan. Bei der Aufklärung in den Schulen müsse die Betroffenenperspektive in den Vordergrund gesetzt werden. Auch Schleswig-Holsteins Sozialministerin Aminata Touré betonte die Bedeutung der Opferperspektive bei der Aufklärung im Bildungsbereich. Dies sei auch Teil des Landesaktionsplans gegen Rassismus, sagte sie.

Quelle: ntv.de, mne/dpa/AFP

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