Gegen den Militäreinsatz Polizei beendet Kurden-Demo mit Tränengas
20.12.2015, 18:53 Uhr
Die Polizei trieb die Demonstranten mit Tränengas auseinander.
(Foto: dpa)
Das Vorgehen der Türkei in den Kurdengebieten stößt auf Kritik. Eine Demonstration gegen den Militäreinsatz in Istanbul löst die Polizei allerdings mit Gewalt auf.
Die Polizei in Istanbul ist mit Tränengas gegen Demonstranten vorgegangen, die gegen den türkischen Militäreinsatz in den Kurdengebieten im Südosten des Landes protestierten. Hunderte Menschen hatten sich nach Berichten von Zeugen auf dem zentralen Taksim-Platz versammelt, um gegen das Vorgehen der Sicherheitskräfte zu demonstrieren.
Sie wurden von Bereitschaftspolizisten aber auseinandergetrieben und bis in Seitenstraßen hinein verfolgt. Vermummte Demonstranten warfen Brandbomben auf die Polizei und ihre Wagen. Am Freitag war die Polizei schon in Diyarbakir mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Tausende kurdische Demonstranten vorgegangen, die gegen den Militäreinsatz protestierten.
Mit der Offensive von Polizei und Armee geht die Türkei in den Städten Silopi und Cizre gegen kurdische Rebellen vor. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden in den vergangenen sechs Tagen dabei 110 Kämpfer der Kurdischen Arbeiterpartei PKK getötet. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte ankündigt, die PKK-Kämpfer würden vernichtet.
Etliche Blindgänger
Grünen-Chef Cem Özdemir warf der politischen Führung der Türkei Menschenrechtsverletzungen im Kampf gegen die PKK vor: "Es wird eine Art Krieg geführt gegen die eigene Bevölkerung", sagte er in Istanbul.
In den beiden Städten gilt seit Montag vergangener Woche eine Ausgangssperre. An dem Einsatz der Sicherheitskräfte sind nach Medienberichten 10.000 Soldaten und Polizisten beteiligt. Auch Panzer kamen zum Einsatz und beschossen die Stadt Cizre an der syrischen Grenze von umliegenden Hügeln. Rund 300 Gebäude in Cizre seien durch die Kämpfe beschädigt worden. In vielen Häusern lägen noch Blindgänger, da nicht alle Panzergranaten explodiert seien, berichteten Zeugen.
Die PKK, die in der Türkei, der Europäischen Union und den USA als terroristische Organisation gilt, kämpft seit drei Jahrzehnten für einen eigenen Kurdenstaat. Vor zwei Jahren einigte sie sich mit der türkischen Regierung auf einen Waffenstillstand. Nachdem bei der Wahl im Juni die pro-kurdische HDP ins Parlament eingezogen war und die AK-Partei von Erdogan die absolute Mehrheit verloren hatte, ging die Armee wieder gewaltsam gegen die PKK vor. Daraufhin erklärte die PKK, sie halte sich auch nicht mehr an den Waffenstillstand.
Quelle: ntv.de, mli/rts