Politik

Räumung von Moria Polizei bringt Geflüchtete in neues Zeltlager

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Noch immer schlafen Tausende nach dem verheerenden Brand in Moria auf der Straße. Seit dem Morgen verlegen Uniformierte die verbliebenen Flüchtlinge in das neue Zeltlager. Die Aktion verläuft laut Augenzeugen friedlich. Sowohl Geflüchtete als auch Anwohner wehren sich allerdings gegen das neue Lager.

Die griechische Polizei hat Hunderte obdachlose Migranten aus dem abgebrannten Flüchtlingslager Moria geholt. Sie sollen in ein neues, provisorisches Zeltlager ziehen, das die Behörden errichtet haben. In der heißen Sonne standen die Menschen Schlange vor dem neuen Camp, wie eine AFP-Reporterin berichtete. "Bisher läuft alles friedlich ab", sagte der Mainzer Arzt Gerhard Trabert, der mit einer Hilfsorganisation auf der Insel ist. Trabert schätzt, dass sich noch mehrere Tausend Menschen in und um das zerstörte Lager herum aufhalten. "Wir müssen die Menschen in das neue Lager holen; wenn sie auf der Straße ausharren, ist das eine Bombe in Sachen Hygiene", sagte der Chef der griechischen Gesundheitsbehörde (EODY), Panagiotis Arkoumaneas, dem griechischen Radiosender Skai. Im Einsatz seien rund 170 Beamte.

Die Polizisten waren am Morgen auf den Straßen von Lesbos von Schlafplatz zu Schlafplatz gegangen, um die dort campierenden, obdachlosen Menschen zu wecken und sie in das nach dem Brand in Moria eilig errichtete Notcamp zu bringen. Dort sollen alle auch einen Corona-Test machen.

Insgesamt befinden sich nach Angaben des Migrationsministeriums bereits 2800 Migranten in dem neuen Camp - inklusive jener, die in den vergangenen Tagen freiwillig dorthin umgezogen waren. Nach dem Brand sind vergangene Woche 12.000 Migranten obdachlos geworden. Viele Geflüchtete weigern sich jedoch, in das Zeltlager Kara Tepe zu gehen, weil sie fürchten, dort erneut monatelang festzusitzen. Sie fordern stattdessen, von der Insel aufs Festland gebracht zu werden.

Tausende schlafen am Straßenrand

Seit den Bränden im Lager Moria in der vergangenen Woche schlafen tausende Flüchtlinge auf Lesbos am Straßenrand und auf Supermarktplätzen unter notdürftig errichteten Schutzdächern aus Zweigen oder in Campingzelten.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen berichtete, ihren Mitarbeitern sei in der Nacht der Zugang zu den Migranten verwehrt worden. "Ein Polizeieinsatz ist im Gange, um die Flüchtlinge ins neue Lager zu bringen. Das sollte aber nicht medizinische Hilfe verhindern", kritisierte die Organisation auf Twitter. Am Morgen durfte die Notfallklinik, die die Organisation in der Gegend eingerichtet hat, wieder öffnen.

Die griechischen Behörden und die Uno bauen seit Samstag ein neues Lager, in dem nach ihren Angaben die Asylverfahren für die Migranten wieder aufgenommen werden sollen. Auf dem Gelände wurden 1000 Zelte errichtet, die jeweils Platz für acht bis zehn Personen bieten. Medizinische Versorgungsstationen sollen noch hinzukommen, zudem sind zwei Quarantänezonen geplant.

Viele Einwohner von Lesbos wehren sich auch gegen das neue Lager und fordern, dass die Flüchtlinge nach den jahrelangen, katastrophalen Zuständen im Lager Moria nun andernorts untergebracht werden müssten. Zivilschutzminister Chrysochoidis rechnet nach eigenen Angaben damit, dass die Flüchtlinge bis spätestens Ostern die Insel verlassen können.

Quelle: ntv.de, ysc/dpa/AFP

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