Mann soll bewaffnet gewesen sein Polizei erschießt Schwarzen in Houston
11.07.2016, 07:37 Uhr
Erneut kommt es in den USA zu einem Vorfall, bei dem ein Afroamerikaner von der Polizei getötet wird. Er soll eine Waffe auf die Beamten gerichtet haben. Die Bürgerrechtsbewegung Black Lives Matter gerät derweil unter Druck.
Nach dem Tod zweier Schwarzer durch Polizeigewalt sorgt ein weiterer Vorfall in den USA für Aufsehen. Im texanischen Houston schossen Polizisten am Samstag den Afroamerikaner Alva Braziel nieder, später erlag dieser seinen Verletzungen. Nach Angaben der örtlichen Medien erklärte die Polizei, Braziel sei bewaffnet gewesen und habe sich geweigert, die Waffe fallenzulassen. Stattdessen habe er sie auf die Beamten gerichtet. Nutzer der sozialen Netzwerke zogen die Angaben der Polizei in Zweifel und forderten weitere Untersuchungen.
Nach dem Tod zweier Schwarzer in den Bundesstaaten Minnesota und Louisiana und dem Mord an fünf Polizisten in Dallas ist die Stimmung im Land aufgeheizt, die Sorge vor einer Eskalation wächst. In zahlreichen Städten des Landes demonstrieren seit Tagen Tausende meist friedlich gegen Polizeigewalt gegen Schwarze. In einigen Städten kam es jedoch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei - darunter in St. Paul, wo ein Polizist am Mittwoch den Schwarzen Philando Castile in dessen Auto erschossen hatte, sowie in Baton Rouge, wo der CD-Verkäufer Alton Sterlin am Dienstag durch Polizeischüsse getötet worden war. Die Polizei nahm zahlreiche Demonstranten fest.
Zu den Festgenommenen in Baton Rouge zählte auch der bekannte Aktivist DeRay McKesson von der Bewegung Black Lives Matter. Polizisten nahmen McKesson fest, während er die Demonstration filmte und das Verhalten der Polizei kommentierte. Unklar war zunächst der Grund für seine Festnahme. Später wurde ihm die Blockierung einer Autobahn zur Last gelegt, am Sonntag kam er gegen eine Kaution von 500 Dollar wieder frei.
Black Lives Matter unter Druck
Das Attentat von Dallas, bei dem fünf Polizisten starben und weitere Menschen verletzt wurden, hat die Protestbewegung Black Lives Matter in eine schwere Krise gestürzt. Die Graswurzelbewegung sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, sie trage eine Mitverantwortung für den Tod der Polizisten - und dies, obwohl Black Lives Matter im Gegensatz zu manchen militanten Schwarzenorganisationen nicht zu Gewalt gegen Polizisten aufruft.
Dies hält rechtsgerichtete Kreise nicht davon ab, Black Lives Matter mit dem Attentäter in Verbindung zu bringen. Der texanische Regionalabgeordnete Bill Zedler etwa warf der Bewegung vor, mit ihrer Rhetorik den Attentäter "eindeutig ermutigt" zu haben. Und der ultrarechte Radiomoderator Rush Limbaugh beschuldigte Black Lives Matter gar, sich zur "Terrorgruppe" zu entwickeln. Die Bewegung sah sich genötigt, sich deutlich von dem Heckenschützen zu distanzieren. Die Taten eines Einzelnen einer ganzen Bewegung zuzuschreiben, sei "gefährlich und verantwortungslos", kritisierte sie gleichzeitig. Und warnte, manche wollten das Attentat dafür ausnutzen, die Bewegung abzuwürgen.
Black Lives Matter ist eine lose verbundene Bewegung aus mehreren Dutzend Untergruppen. Die Proteste sind nicht straff durchorganisiert, und die Mobilisierung findet vor allem über die sozialen Netzwerke statt. Entstanden war die Bewegung vor drei Jahren, nachdem ein Geschworenengericht in Florida den Nachbarschaftswächter George Zimmerman freigesprochen hatte, der einen unbewaffneten jungen Afroamerikaner erschossen hatte.
Quelle: ntv.de, mli/AFP