Türkei kommt nicht zur Ruhe Polizei löst Anti-IS-Demo gewaltsam auf
25.07.2015, 23:56 Uhr
Kritik an der Regierung hat es in der Türkei derzeit schwer.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit dem Attentat eines IS-Unterstützers in der vergangenen Woche, greifen die türkischen Behörden hart durch. Aber nicht nur die Anhänger des "Islamischen Staates" sind im Fokus, sondern scheinbar alle Gruppen, die der Regierung nicht genehm sind.
Mit Wasserwerfern und Tränengas ist die türkische Polizei in Ankara gegen hunderte Menschen vorgegangen, die in der Hauptstadt gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) demonstrierten. Mehrere Menschen wurden festgenommen, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Demonstranten kritisierten die türkische Regierung und verurteilten den Anschlag in Suruc an der Grenze zu Syrien, bei dem am Montag 32 Menschen getötet und etwa hundert weitere verletzt wurden. Die Tat wird dem IS zugeschrieben.
Nach Angaben türkischer Medien lag die Zahl der Festnahmen in Ankara bei etwa 30. Die Nachrichtenagentur Dogan berichtete zudem, das im Istanbuler Stadtteil Gazi eine Kundgebung zum Gedenken des linken Aktivisten Günay Özaslan mit Wasserwerfern aufgelöst worden sei. Özaslan war am Freitag bei einer Polizeirazzia getötet worden.
Bei Razzien in der Türkei gegen mutmaßliche IS- und PKK-Mitglieder wurden zuletzt hunderte Menschen festgenommen. Kritiker, darunter viele Kurden, erheben seit langem den Vorwurf, die islamisch-konservative Regierung in Ankara gehe zu zögerlich gegen die IS-Dschihadisten vor.
Der Iran kritisiert die türkische Einmischung in Syrien
Kundgebungen gegen die Regierung wurden in den vergangenen Tagen bereits mehrfach aufgelöst. Ein von der prokurdischen Partei HDP für Sonntag angekündigter "Friedensmarsch" in der Metropole Istanbul wurde verboten.
Als Reaktion auf den Terroranschlag hatte die türkische Luftwaffe in den letzten Tagen erstmals IS-Stellungen in Syrien bombardiert. Die Angriffe werden fortgesetzt, zudem bombardiert die Luftwaffe militärische Einrichtungen der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak.
Der Iran hat mit Kritik auf die türkischen Angriffe gegen Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien reagiert. Nach den Worten von Außenamtssprecherin Marsieh Afcham wäre eine gemeinsame Zusammenarbeit der regionalen Staaten im Kampf gegen den IS effektiver als ein Alleingang der Türkei. Weiterhin sollte auch im Kampf gegen Terroristen die territoriale Integrität der Nachbarländer respektiert werden, sagte die Sprecherin. Teheran steht in der Syrien-Krise auf der Seite des Regimes von Präsident Baschar al-Assad.
Quelle: ntv.de, dka/dpa/AFP