Pegida-Redner verübte Anschlag Polizei verhaftet Dresdner Bombenleger
09.12.2016, 09:33 Uhr
Auf den Bildern einer Überwachungskamera ist der mutmaßliche Bombenwerfer zu sehen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ende September explodiert eine selbstgebaute Bombe vor einer Dresdner Moschee. Nun nimmt die Polizei einen Verdächtigen fest - es handelt sich um einen 30-Jährigen Pegida-Anhänger, der bei einer Veranstaltung bereits als Redner aufgetreten war.
Fahndungserfolg der Polizei in Dresden: Die Ermittler haben den mutmaßlichen Bombenleger auf die "Fatih Camii Moschee" festgenommen. Bei dem Mann handelt es sich um einen 30-Jährigen Pegida-Anhänger, wie die Behörden mitteilten. Im Sommer 2015 trat der Mann bei einer Veranstaltung des islamfeindlichen Bündnisses als Redner auf. Er wurde einem Haftrichter vorgeführt und sitzt bereits in U-Haft.
Bei Durchsuchungen seien diverse Gegenstände gesichert worden, die mutmaßlich zur Herstellung von Spreng- und Brandvorrichtungen genutzt werden könnten, hieß es. "Im Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung stimmen die an verschiedenen Tatmitteln gesicherten DNA-Spuren mit der DNA des Beschuldigten überein." Ein Haftrichter erließ Haftbefehl.
Wie das das Operative Abwehrzentrum (OAZ) bestätigte, trat der 30-Jährige als Redner beim fremden- und islamfeindlichen Pegida-Bündnis in Dresden auf. "Wir haben davon auch Kenntnis", sagte Behördenchef Bernd Merbitz, ohne weitere Details zu nennen. Im Internet ist ein Video zu finden, das den Tatverdächtigen zeigen soll. Während einer Rede im Sommer 2015 verlas er bei einer Pegida-Kundgebung einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und äußerte sich dabei auch abfällig über Ausländer.
Festnahme auf Baustelle in Hessen
Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft erfolgte die Festnahme des Mannes am Donnerstag auf einer Baustelle in Hessen, wo er auf Montage tätig war. Hinweise auf Komplizen gebe es bisher nicht. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden muss sich der 30-Jährige, der allein in Dresden lebt, wegen der Anschläge auf die Moschee und das Kongresszentrum am 26. September in der Stadt verantworten. Bei den Angriffen entstand Sachschaden, Menschen wurden nicht verletzt. Die Sprengsätze waren kurz hintereinander explodiert.
Der Imam und seine Familie waren zum Tatzeitpunkt in der Wohnung. Der 30-jährige Beschuldigte steht auch im Verdacht, drei Tage später eine aus Gläsern und Drähten bestehende Bombenattrappe an der Dresdner Marienbrücke platziert zu haben. Die Anschläge wenige Tage vor den zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden hatten bundesweit Entsetzen ausgelöst. Im Kongresszentrum war ein Empfang von Bundespräsident Joachim Gauck geplant, der auch nach dem Anschlag wie vorgesehen stattfand.
In der sächsischen Landespolitik sorgte die Festnahme des Mannes für Erleichterung. Regierungschef Stanislaw Tillich wertete die Ergreifung des Verdächtigen als "weiteren Erfolg der sächsischen Sicherheitsbehörden gegen den Rechtsextremismus". Die Extremismus-Expertin der Linken, Kerstin Köditz, sprach von "Rechtsterrorismus". Die AfD verlangte eine harte Bestrafung für Bombenleger, warnte aber davor, Pegida-Demonstranten in "Kollektivhaftung" zu nehmen.
Quelle: ntv.de, jug/fma/dpa