US-Talker springt Böhmermann bei Prager Zeitung übersetzt Schmähgedicht
19.04.2016, 16:46 Uhr
(Foto: dpa)
Das Böhmermann'sche Schmähgedicht gegen Erdogan zieht weite Kreise: Auch in anderen Ländern wird darüber diskutiert. Eine tschechische Zeitung druckt die beleidigenden Zeilen ab und US-Talker John Oliver unterstützt den deutschen Satiriker.
Jan Böhmermanns "Schmähgedicht" auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sorgt nun auch im Nachbarland Tschechien für Diskussionsstoff. Die Zeitung "MF Dnes" mit Sitz in Prag veröffentlichte den umstrittenen Text in einer tschechischen Übersetzung. Unter der Überschrift "Ein Gedicht, das Europa bewegt" merkt das Blatt an, dass es eigentlich keine vulgären Äußerungen abdrucke.
"Wir haben eine Ausnahme gemacht, weil die Angelegenheit zu Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei geführt und die deutsche Regierung selbst in Bedrängnis gebracht hat", erläuterte die Redaktion. Umrahmt wird das "Schmähgedicht" unter anderem von einem erklärenden Beitrag zur Debatte in Deutschland.
US-Talker: Erdogan ist selbst schuld
Unterdessen erhält der deutsche Satiriker auch Unterstützung aus Übersee: John Oliver, scharfzüngiger Late-Night-Talker in den USA, springt Böhmermann bei. Er sei sehr froh, dass Amerika anders als Deutschland kein Gesetz habe, das einen für ein Gedicht hinter Gitter bringe, sagte Oliver. "Ich wäre schon längst in einem Hochsicherheitsgefängnis."
"Erdogan hat eine unglaublich dünne Haut", sagte Oliver. "Er ist schuld, er macht es einem viel zu leicht, sich über ihn lustig zu machen." Oliver zitierte Erdogans Vergleiche von Israel mit Hitler-Deutschland sowie frauenfeindliche Aussagen des Präsidenten. An die Adresse Erdogans fügte er hinzu: "Wenn Du so ängstlich darauf bedacht bist, nicht verspottet zu werden, versuch doch mal, die freie Rede weder in Deinem Land noch in anderen zu unterdrücken und Dich generell so zu verhalten, dass nicht jeder sehen will, wie man Dir in den Hintern tritt."
Böhmermann hatte Ende März in seiner Fernsehshow "Neo Magazin Royale" den türkischen Präsidenten mit drastischen Worten angegriffen. Damit wollte er nach eigenen Angaben den Unterschied zwischen erlaubter Satire und verbotener Schmähkritik verdeutlichen.
Quelle: ntv.de, fma/dpa