Putin-Gegner vor Gericht Prozess gegen Nawalny vertagt
17.04.2013, 10:31 Uhr
Alexej Nawalny spricht nach der Bekanntgabe der Vertagung des Prozesses zu Journalisten.
(Foto: REUTERS)
Der russische Oppositionsführer Nawalny muss sich in einem umstrittenen Strafverfahren verantworten. Gleich nach dem Auftakt wird der Prozess verschoben. Doch Nawalny ist sich sicher: Er wird im Gefängnis landen.
Der Prozess gegen den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny wegen Untreue ist gleich nach dem Auftakt vertagt worden. Das Verfahren werde um eine Woche auf den 24. April verschoben, entschied Richter Sergej Blinow. Damit werde der Verteidigung mehr Zeit zur Akteneinsicht gewährt. Der Richter kam damit einem Antrag der Anwälte Nawalnys nach.
Nawalny war zuvor in legerer Kleidung im Gericht von Kirow in 900 Kilometern Entfernung von Moskau eingetroffen. Der Gerichtssaal war brechend voll, neben zahlreichen Journalisten waren auch viele Unterstützer Nawalnys erschienen. Unter ihnen waren auch der Oppositionelle Boris Nemzow und der kremlkritische Abgeordnete Dmitri Gudkow.
Nawalny, der an der Organisation von Massenprotesten gegen Staatschef Wladimir Putin beteiligt war, wird beschuldigt, der Regionalregierung in Kirow gemeinsam mit einer Privatfirma 10.000 Kubikmeter Holz gestohlen und die öffentliche Kasse damit um umgerechnet rund 400.000 Euro geprellt zu haben. Nawalny hat sich auch als Internet-Blogger einen Namen gemacht und zahlreiche Korruptionsfälle aufgedeckt.
Nawalny geht von Haftstrafe aus
Der Prozess gilt als politisch motiviert. Nawalny selbst rechnet mit einer Verurteilung und ist überzeugt, dass das Urteil bereits vor Prozessauftakt feststand. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu zehn Jahre Lagerhaft. "Ich soll im Knast landen, doch das macht mir keine Angst", sagte der 36-Jährige. "Meine Tasche fürs Gefängnis ist bereits gepackt."
Selbst die russische Justiz räumt einen politischen Hintergrund ein - wenn auch indirekt. "Nawalny hat die Mächtigen provoziert", sagt der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, der Zeitung "Iswestija". Im Interview verunglimpft er den Angeklagten als "Banalny". Dieser könne seinen Kampf gegen Korruption ja auch "aus dem Gefängnis fortsetzen", höhnt Markin.
"Während sich die Justiz bei Michail Chodorkowskis Anklage noch Mühe gab, inszeniert sie den politischen Prozess gegen Nawalny ganz öffentlich", kommentiert die kremlkritische Tageszeitung "Nowaja Gaseta". Der einst reichste Mann Russlands sitzt seit bald elf Jahren hinter Gittern.
"Partei der Gauner und Diebe"
Hinter Nawalny liegt ein steiler Aufstieg zu einem der bekanntesten Oppositionsführer im größten Land der Erde. Das US-Magazin "Time" zählt ihn zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Als einer der Organisatoren landesweiter Proteste gegen Putin vor einem Jahr zeigte er, dass er Massen mobilisieren kann. Und wie andere Oppositionelle ist er dem Dauerdruck der Behörden ausgesetzt.
Von ihm stammt der zum geflügelten Wort gewordene Begriff "Partei der Gauner und Diebe" für die Regierungspartei Geeintes Russland. Dem charismatischen Anwalt trauen viele das Präsidentenamt zu. In der Opposition ist er aber umstritten. Viele werfen ihm eine zu große Nähe zu Ultranationalisten vor.
Quelle: ntv.de, jga/AFP/dpa