Putin und die Stammesgesellschaften Pussy Riot setzt auf "Revolution"
02.09.2012, 12:03 Uhr
Nadeschda Tolokonnikowa lässt sich nicht einschüchtern.
(Foto: REUTERS)
Seit seinem Amtsantritt geht Präsident Putin unerbittlich gegen die Opposition vor. Auch Abgeordnete der Duma trifft es, wie nun der Politiker Gudkow erfahren muss. Der Kreml-Kritiker soll Steuern hinterzogen haben. Zuvor erfahren die Musikerinnen der Punkband "Pussy Riot", wohin Proteste gegen Putin führen können. Doch trotz Straflager bereuen sie nichts.
Revolutionen in Russland kommen gewöhnlich nicht vom Volk. Die inhaftierte Kremlgegnerin Nadeschda Tolokonnikowa von der Moskauer Punkband hofft dennoch auf einen Aufstand und spricht sich nun für eine Revolution gegen Präsident aus. Das System Putin erinnere "an Stammesgesellschaften und diktatorische Regime der Vergangenheit", sagte die 22-Jährige dem "Spiegel". "Eine Revolution in Russland" sei unausweichlich.
Ihren Protest in der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche gegen Putin bereue sie nicht. Auch auf die Frage, ob es nicht verantwortungslos sei, als Mutter einer vierjährigen Tochter einen derartigen Auftritt inszeniert zu haben, sagte sie: "Ich kämpfe dafür, dass meine Tochter in einem freien Land aufwächst.Tolokonnikowa und zwei weitere Aktivistinnen waren am 17. August wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" zu je zwei Jahren Straflager verurteilt worden. Es läuft ein Berufungsverfahren.
Gudkow unter Druck
Inzwischen droht auch Gennadi Gudkow, einem der prominentesten Kritiker des Kreml, nach eigenen Angaben der Entzug seines Abgeordnetenmandats. Ihm liege die Kopie eines Briefes der Staatsanwaltschaft vor, in dem das Parlament aufgefordert werde, ihn baldmöglichst auszuschließen, sagte Gudkow der Nachrichtenagentur Interfax. Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren gegen den Abgeordneten der Partei Gerechtes Russland wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung und Geldwäsche.
Der 56-jährige Gudkow ist seit 2001 Mitglied der Duma. Am kommenden Donnerstag wollen die Abgeordneten über einen Ausschluss Gudkows beraten. Seine Partei hat Widerspruch dagegen eingelegt, weil die Vorgaben für das Verfahren nicht eingehalten worden seien. Die Duma hat aber bereits mehrfach kritische Abgeordnete ausgeschlossen oder mit Redeverbot belegt, ohne sich an das dafür festgelegte Verfahren zu halten.
Gennadi Gudkow sein Sohn Dmitri Gudkow, der ebenfalls der Duma angehört, gelten als vehemente Kritiker von Putins Herrschaft. Gennadi Gudkow ist einer der Organisatoren der beispiellosen gegen die erneute Wahl zum Staatschef. Dass nun die Ermittlungsbehörden gegen ihn vorgehen, führt Gennadi Gudkow auf seine oppositionelle Tätigkeit zurück.
In den vergangenen Monaten ist der Kreml vehement gegen Kritiker vorgegangen. Nicht nur die Sängerinnen von Pussy Riot wurden verhaftet, auch der regierungskritische russische Wirtschaftsmagnat kündigte erst kürzlich an, sich wegen des wachsenden Drucks aus dem Russland zurückzuziehen. Oppositionsführer Alexander Nawalny und der oppositionelle Schachmeister stehen ebenfalls im Visier der Ermittler.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP