Vorwürfe "Unsinn" und " Quatsch" Putin: Habe von Attentat aus Medien erfahren
18.03.2018, 23:24 Uhr
Russlands Präsident Putin will nun zur Aufklärung des Falles kooperieren.
(Foto: AP)
Nach seiner deutlichen Wiederwahl äußert sich Russlands Präsident Wladimir Putin erstmals öffentlich zu den Vorwürfen aus Großbritannien und bezieht deutlich Stellung. Sein Wahlkampf-Mitarbeiter schickt indes Dankesgrüße nach London.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Vorwürfe gegen Moskau im Fall des Nervengift-Anschlags auf einen früheren russischen Doppelagenten in Großbritannien als "Unsinn" und "Blödsinn" zurückgewiesen. Kurz nach seiner Wiederwahl als Präsident am Sonntag sagte Putin, es sei "Quatsch" zu denken, dass sich irgendjemand in Russland vor der Wahl und vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland eine solche Tat erlaubt hätte. Es war das erste Mal, dass Putin zu dem Fall Stellung bezog. In diesem Zuge betonte er, Russland sei bereit bei der Aufklärung des Falls "zu kooperieren".
Der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter waren am 4. März in der südenglischen Stadt Salisbury vergiftet worden, sie schweben weiterhin in Lebensgefahr. Großbritannien wie auch Deutschland, Frankreich und die USA machen Russland für die Tat verantwortlich. Der Fall löste eine schwere Krise in den Beziehungen zwischen London und Moskau aus; nachdem Großbritannien die Ausweisung von 23 russischen Diplomaten angeordnet hatte, reagierte Russland mit einem entsprechenden Schritt.
Großbritannien geht davon aus, dass der Ex-Doppelagent Sergej Skripal mit dem in der Sowjetunion produzierten Nervengift Nowitschok vergiftet wurde. "Russland hat dieses Mittel nicht, wir haben alle unsere chemischen Waffen unter Kontrolle internationaler Beobachter vernichtet", äußerte sich Putin nach seiner klaren Wiederwahl am Sonntagabend zu den Vorwürfen. Er selbst habe aus den Medien von dem Fall erfahren. "Als erstes habe ich gedacht: Wenn das ein militärischer Kampfstoff war, dann wären die Leute auf der Stelle tot gewesen."
Dank nach London
Putin war am Sonntag laut vorläufigem Wahlergebnis mit 75 Prozent der Stimmen als russischer Präsident im Amt bestätigt worden. Während seine Wiederwahl im Vorfeld als sicher galt, blickten Experten mit Spannung auf die Höhe der Wahlbeteiligung als Stimmungsbarometer im Land. Nach Einschätzung eines Wahlkampf-Mitarbeiters trieb der Streit mit Großbritannien die Beteiligung an der russischen Präsidentenwahl hoch. "Zum wiederholten Mal hat man uns genau dann unter Druck gesetzt, als wir mobilisieren mussten", sagte der Sprecher des Wahlkampf-Stabes, Andrej Kondraschow. Er schloss einen ironischen Dank an die britische Regierung an. London kenne wohl die russische Mentalität. "Immer wenn Russland laut und ohne Beweise beschuldigt wird, was macht das russische Volk? Es schließt sich um das Zentrum der Macht zusammen", sagte Kondraschow der Agentur Interfax zufolge. Der Streit habe die Wahlbeteiligung um acht bis zehn Prozentpunkte hochgetrieben.
Quelle: ntv.de, lou/dpa/AFP