Sozialdemokraten stärkste Kraft Rechtspopulisten legen bei Wahl in Wien zu
11.10.2015, 18:38 Uhr
Zumindest einer freut sich: FPÖ-Chef Strache (Mitte), umringt von SPÖ-Bürgermeister Michael Haupl (l) und Manfred Juraczka von der ÖVP.
(Foto: dpa)
Für die rechtspopulistische FPÖ gibt es wieder Grund zum Feiern. Bei der Landtagswahl erreichen sie in der österreichischen Hauptstadt Wien ihr historisch bestes Ergebnis. Dennoch bleiben die Sozialdemokraten weiter vorn.
Bei der Landtagswahl in Wien hat die rechtspopulistische Freiheitliche Partei (FPÖ) stark zugelegt. 30,9 Prozent der Wähler stimmten laut dem vorläufigen amtlichen Ergebnis für die FPÖ, die mit Parteichef Heinz-Christian Strache als Spitzenkandidat angetreten war. Damit haben die Rechtspopulisten 5,1 Prozentpunkte hinzugewonnen und ihr historisch bestes Ergebnis in der Hauptstadt Österreichs erzielt.
Stärkste Kraft blieben aber mit 39,5 Prozent die Sozialdemokraten (SPÖ). Die sozialdemokratische SPÖ von Bürgermeister Michael Häupl verlor laut den Hochrechnungen 4,9 Prozentpunkte.
Die gemeinsam mit der SPÖ regierenden Grünen kamen auf 11,6 Prozent, 1,1 Prozentpunkte weniger als bei der Wahl vor fünf Jahren. Die konservative Volkspartei (ÖVP), die auf Bundesebene mit der SPÖ koaliert, rutschte laut den Hochrechnungen erstmals unter die Zehn-Prozent-Marke und fiel auf 9,3 Prozent.
Die SPÖ steht seit 70 Jahren an der Spitze der österreichischen Hauptstadt, die zugleich ein Bundesland ist. Der seit 21 Jahren amtierende Häupl regierte in den vergangenen fünf Jahren mit den Grünen. Er hatte 2010 die erste rot-grüne Landesregierung in Österreich gebildet.
Stimmungstest in der Flüchtlingsfrage
Die Landtagswahl in Wien, bei der 1,3 Millionen Wähler ein neues Parlament sowie 23 Bezirksvertretungen bestimmten, galt in Österreich als großer Stimmungstest in der Flüchtlingsfrage. Bei den drei bisherigen Landtagswahlen in der Steiermark, im Burgenland und in Oberösterreich hatte die FPÖ riesige Gewinne verbucht und ihren Stimmenanteil teils verdoppelt.
Österreich ist ähnlich wie Deutschland stark von dem Flüchtlingsstrom betroffen. Täglich kommen rund 6000 Migranten über die ungarische Grenze in die Alpenrepublik. Die meisten von ihnen wollen nach Deutschland weiterreisen.
Die rot-grüne Landesregierung verfolgt in der Flüchtlingsfrage einen toleranten Kurs. Der sozialdemokratische Bürgermeister und Ministerpräsident Michael Häupl hatte eine sehr deutliche Gegenposition zu Strache bezogen. Der Duell-Charakter sorgte für ein deutliches Plus bei der Wahlbeteiligung. Sie stieg auf fast 73 Prozent.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/dpa