Politik

Fünf-Sterne-Kandidatin vorn Rom bekommt erste Bürgermeisterin

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Laut den ersten Prognosen wird in Italiens Hauptstadt erstmals eine Frau das höchste Amt der Stadt übernehmen. Gleichzeitig wäre es der erste große Erfolg der Protestbewegung "Fünf Sterne".

Großer Erfolg für die populistische Fünf-Sterne-Bewegung in Italien: Bei der mit Spannung erwarteten Stichwahl in Rom hat Virginia Raggi einen haushohen Sieg eingefahren. Bereits nach ersten Hochrechnungen räumte ihr Kontrahent Roberto Giachetti, der Kandidat der Partei von Ministerpräsident Matteo Renzi, seine Niederlage ein und gratulierte der 37-jährigen Rechtsanwältin zum Sieg. Raggi wäre die erste Bürgermeisterin in Rom. Auch in Turin steuerte das 2009 als Protestinitiative gegründete "Movimento 5 Stelle" (M5S) des einstigen Star-Kabarettisten Beppe Grillo auf einen Sieg zu.

Die Wahlen galten als wichtiger Stimmungstest für Renzis Mitte-Links-Regierung. Im Vergleich zur ersten Runde Anfang Juni lag die Wahlbeteiligung noch einmal deutlich niedriger. In Rom wandte sich der Kandidat von Renzis Partito Democratico (PD) kurz nach Schließung der Wahllokale an seine Gegenspielerin: "Es war eine schwierige Herausforderung", sagte der 55-jährige Giachetti. "Ich bin für die Niederlage verantwortlich."

Rom gilt als unregierbar

Virginia Raggi.

Virginia Raggi.

(Foto: REUTERS)

Verschiedene Hochrechnungen für die Fernsehsender La7 und Rai sahen Raggi, die sich im Wahlkampf etwa gegen die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 in der italienischen Hauptstadt ausgesprochen hatte, mit fast 68 Prozent meilenweit vor Giachetti, der auf etwa 32 bis 33 Prozent kam. Auf die Siegerin wartet keine leichte Aufgabe: Die Ewige Stadt gilt als nahezu unregierbar und leidet schon lange unter Dreck, Smog, Korruption und verstopften Straßen - das Amt des Bürgermeisters hat so mancher politischen Karriere eher geschadet als genutzt.

Auch in Turin lag die erst 31 Jahre M5S-Kandidatin und Unternehmerin Chiara Appendino vor dem amtierenden Bürgermeister und PD-Kandidaten Piero Fassino. In der norditalienischen Finanzmetropole Mailand lag Renzis Kandidat Giuseppe Sala, der Chef der im Oktober zu Ende gegangenen Weltausstellung, Hochrechnungen zufolge vor Stefano Parisi vom Mitte-Rechts-Lager.

Landesweit waren fast neun Millionen Wähler bis zum späten Sonntagabend aufgerufen, in Stichwahlen ihre Bürgermeister zu bestimmen, so auch in Neapel, Bologna und Triest. Die Wahllokale schlossen um 23.00 Uhr.

Zwar hatte Ministerpräsident Renzi mehrmals betont, dass die Kommunalwahlen stark lokal beeinflusst und keine Abstimmung über die Regierung seien. Renzi muss sich im Oktober einem wichtigen Verfassungsreferendum stellen, das über seine politische Zukunft entscheiden wird.

Die Wahlbeteiligung lag mit 50,5 Prozent im ganzen Land noch einmal deutlich unter der vom ersten Durchgang Anfang Juni. Beobachter hatten seinerzeit bereits auf die geringe Teilnahme hingewiesen. Es war von einem "antipolitischen Wind" im Land die Rede, die Wahl sei von Protestwählern und Gleichgültigkeit bestimmt worden.

Quelle: ntv.de, bdk/rts/AFP

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