Politik

Hält der Staudamm am Dnipro? Russen kündigen Räumung von Nowa Kachowka an

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Erst die Stadt Cherson, nun offenbar Nowa Kachowka: Die russischen Besatzer ziehen sich weiter aus dem Südosten der Ukraine zurück. Dabei wächst die Sorge, dass der Staudamm in Nowa Kachowka zerstört werden könnte - mit verheerenden Folgen.

Nach dem Truppenrückzug vom rechten Ufer des Flusses Dnipro in der südukrainischen Region Cherson haben die russischen Besatzer nun auch eine Evakuierung der Staudamm-Stadt Nowa Kachowka auf der anderen Flussseite angekündigt. Die Verwaltung von Kachowka ziehe sich zusammen mit den Bürgern der Stadt an einen sicheren Ort zurück, teilte der örtliche Besatzungschef Pawel Filiptschuk nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS in einer Rede an die Bevölkerung mit. Er rief die Menschen in einer festgelegten Zone von 15 Kilometern auf, ihre Wohnungen zu verlassen.

Befürchtet wird, dass der Staudamm durch Beschuss zerstört und das Gebiet überflutet werden könnte. Russen und Ukrainer werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, eine solche Provokation zu planen. Die ukrainischen Streitkräfte hätten die Verwaltung von Kachowka als Ziel "Nummer eins für einen Terroranschlag" in der Region ausgemacht, behauptete Filiptschuk.

Das Leben der Menschen sei durch Kampfhandlungen in Gefahr, sagte Besatzungschef Filiptschuk weiter. Die Menschen sollten in die südrussische Region Krasnodar gebracht und dort versorgt werden. Filiptschuk versprach den Flüchtenden eine warme Unterkunft, regelmäßige Mahlzeiten und 100.000 Rubel, umgerechnet rund 1600 Euro, Hilfe. Die Ukraine wirft den Besatzern vor, die Menschen zu verschleppen.

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Die Ukraine weist auch angebliche Sabotageabsichten am Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka zurück. Vielmehr beschuldigt Kiew die russischen Streitkräfte, diesen zerstören zu wollen. Demnach hat Russland den Staudamm vermint. Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte bereits vor einer "Katastrophe großen Ausmaßes". Im Falle eines Dammbruchs seien Hunderttausende Menschen am Fluss Dnipro in Gefahr. Auch das Kühlsystem des Atomkraftwerks Saporischschja könnte durch eine unterbrochene Wasserversorgung beeinträchtigt werden, warnte er.

Örtlichen Berichten zufolge waren die ukrainischen Einheiten bereits in die Kleinstadt Beryslaw unweit des Staudamms vorgerückt. Russland hatte am Freitag den angekündigten Rückzug vom westlichen Ufer des Flusses Dnipro für abgeschlossen erklärt. Demnach zogen sich die russischen Soldaten auf das Gebiet östlich des Flusses zurück. In Cherson selbst wurden die ukrainischen Befreier von den verbliebenen Bewohnern gefeiert.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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