"Geiseln auf Schiffen befreit" Russland: Hafen von Mariupol unter Kontrolle
14.04.2022, 07:57 Uhr
Russland meldet den nächsten angeblichen Erfolg in Mariupol.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Seit Wochen belagern russische Truppen Mariupol. Nachdem sich angeblich mehr als 1000 ukrainische Soldaten ergeben haben, bringt Russland nun nach eigenen Angaben den Hafen unter seine Kontrolle. Die übrigen ukrainischen Truppen seien eingekesselt.
Russlands Armee hat nach eigenen Angaben den Hafen der schwer umkämpften ukrainischen Stadt Mariupol komplett unter ihre Kontrolle gebracht. Der Handelshafen sei von ukrainischen Asow-Kämpfern "befreit" worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Die verbliebenen ukrainischen Truppen seien "blockiert und der Möglichkeit beraubt, aus der Einkesselung zu entkommen". Die russische Nachrichtenagentur Tass zitierte das Ministerium mit der Darstellung, es seien alle Geiseln auf den Schiffen im Hafen befreit worden. Von ukrainischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.
Schon seit Wochen belagern russische Truppen Mariupol, die humanitäre Lage ist katastrophal. Die Metropole am Asowschen Meer, die vor dem Krieg rund 440.000 Einwohner hatte, ist weitgehend zerstört. Wie das ukrainische Militär mitteilte, griffen russische Truppen zuletzt verstärkt auch das Stahlwerk Asowstal an. In dem ausgedehnten Industriekomplex haben sich ukrainische Soldaten verschanzt.
Am Mittwoch hatten nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums mehr als 1000 ukrainische Soldaten und Soldatinnen ihre Waffen niedergelegt und sich in Gefangenschaft begeben. Es handele sich um 1026 Angehörige der 36. Brigade der Marineinfanterie, sagte Sprecher Konaschenkow. Überprüfbar sind diese Angaben bisher nicht. Unter den Gefangenen seien 162 Offiziere und auch 47 Frauen, sagte der Generalmajor. Konaschenkow sprach von einem "Erfolg". Demnach ergaben sich die Kämpferinnen und Kämpfer bei Gefechten um einen großen metallverarbeitenden Betrieb in der ukrainischen Stadt der russischen Armee sowie den moskautreuen Separatisten aus dem Gebiet Donezk, zu dem Mariupol gehört. Zuvor hatten bereits die Separatisten die Gefangennahme gemeldet. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es nicht.
Dem ukrainischen Präsidentenberater Olexij Arestowytsch zufolge gelang einem Teil der in dem metallverarbeitenden Werk eingeschlossenen Marineinfanteristen die Flucht. Sie hätten sich dem Asow-Regiment in Mariupol angeschlossen. Die Kräfte seien vereint, sagte er. Die Ukraine will gegen den Fall von Mariupol kämpfen.
Quelle: ntv.de, chl/dpa/rts