Rechte Tendenzen bei Bundeswehr SPD fordert mehr politische Bildung
10.05.2017, 06:48 Uhr
In der Kaserne in Illkirch hat der Terrorverdächtige Oberleutnant Franco A. gedient.
(Foto: Patrick Seeger/dpa)
Bei der Bundeswehr komme die politische Bildung zu kurz, prangert SPD-Verteidigungsexperte Arnold an. Rechtsradikale Vorfälle sollten zudem klarer gemeldet und verfolgt werden. Mehr Personal und weniger Arbeitsdruck sollen dabei helfen.
Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold hat wegen des Skandals um rechtsextreme Bundeswehrsoldaten schnelle Reformen bei der inneren Führung der Truppe verlangt. "Diese müssen jetzt zügig kommen", sagte Arnold der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der Verteidigungsausschuss des Bundestags werde bei seiner Sondersitzung bei Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auf Änderungen dringen.
Arnold warf der CDU-Ministerin zudem Versagen bei der inneren Führung vor. Sie habe sich "nicht um das Thema politische Bildung gekümmert, das braucht man aber, damit Soldaten bei rechtsextremen Tendenzen auch gegenhalten können", sagte er.
Arnold forderte klare Meldestränge, wenn rechtsradikale Vorfälle in der Truppe entdeckt werden. "Wir brauchen ein Sechs-Augen-Prinzip, also neben Ermittler und Vorgesetztem auch eine dritte Person, die die Fälle untersucht", sagte der SPD-Politiker. Die Kommunikation zwischen Ministerium und nachgeordneten Ämtern müsse verbessert werden. Außerdem sei es wichtig, den Arbeitsdruck zu reduzieren und die Personallücken zu schließen, damit Vorgesetzte sich auch mehr um politische Bildung kümmern könnten.
Illkirch nicht unter Beobachtung gestellt
Laut einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" erwägt von der Leyen offenbar, den 30 Jahre alten Traditionserlass der Bundeswehr - der den Umgang der Truppe mit der militärischen Tradition regelt - neu zu fassen. "Es geht um eine klare Linie", zitierte die Zeitung aus Koalitionskreisen. Der Erlass müsse möglicherweise präziser sein und praxisnahe Vorschriften erhalten. Darüber solle der Verteidigungsausschuss des Bundestages beraten, der wegen des Terrorverdachts gegen den rechtsextremen Soldaten Franco A. zu einer Sondersitzung zusammentritt.
Die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen, Agnieszka Brugger, warf von der Leyen in der "Bild"-Zeitung ein "schweres Versäumnis" vor, weil sie die Kaserne in Illkirch nicht unter besondere Beobachtung gestellt habe. In Illkirch hatten drei Bundeswehr-Soldaten Ende 2012 anlässlich einer Fußballübertragung ein vier Meter großes Hakenkreuz mit Sand auf den Kasernen-Boden gestreut. Die Soldaten wurden laut "Bild" zur Rechenschaft gezogen, mussten eine Geldstrafe zahlen und wurden entlassen.
Die nichtöffentliche Sondersitzung des Verteidigungsausschusses war von der Opposition beantragt worden. Der seit Ende April inhaftierte Oberleutnant Franco A. hatte sich monatelang als syrischer Flüchtling ausgegeben und offenbar einen Anschlag geplant. Mit der fiktiven Identität sollte der Verdacht auf Asylbewerber gelenkt werden.
Der Bundeswehr lagen schon seit 2014 Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung des Offiziers vor, ohne dass Konsequenzen folgten. Am Dienstag wurde dann ein mutmaßlicher Komplize festgenommen. Er hatte die Abwesenheiten von Franco A. bei der deutsch-französischen Brigade im elsässischen Illkirch gedeckt, als dieser bei den Behörden die Gelder abholte, die er als vermeintlicher Asylbewerber erhielt.
Quelle: ntv.de, ara/AFP