Christian Kern soll es richten SPÖ macht neuen Kanzler offiziell
13.05.2016, 13:11 Uhr
Kommende Woche soll Christian Kern zum Kanzler von Österreich vereidigt werden.
(Foto: AP)
Die SPÖ will den bisherigen Bahn-Manager Christian Kern zum Kanzler und neuen Parteichef machen. Kommende Woche soll er beide Ämter antreten. Über seine politischen Ziele ist allerdings wenig bekannt.
Der Bahn-Manager Christian Kern soll in Österreich neuer Bundeskanzler sowie Parteichef der Sozialdemokraten werden. "Die Entscheidung ist gefallen", erklärte der SPÖ-Interimchef Michael Häupl in Wien am Rande einer Sitzung der SPÖ-Landeschefs. Der 50-jährige Kern, seit 2010 Chef der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), war zuletzt vor 20 Jahren in der Politik, unter anderem als Pressesprecher des damaligen SPÖ-Fraktionsvorsitzenden. Erfahrung in höheren politischen Ämtern hat er nicht.
- Geboren am 6. Januar 1966 in Wien
- Arbeitete als Wirtschaftsjournalist, bevor er in der SPÖ die ersten politischen Schritte tat
- 1991 wechselte er als Staatssekretärs-Asisstent ins Bundeskanzleramt
- 1997 ging er in die Wirtschaft: Er wechselte ins Management der österreichischen Verbund AG
- Zehn Jahre später, im Jahr 2007, wurde er Mitglied des Konzernvorstandes
- 2010 kam er schließlich an seine heutige Position als CEO an die Spitze der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB)
Kern folgt auf Werner Faymann, der nach innerparteilicher Kritik zurückgetreten war. In Faymanns fast achtjähriger Amtszeit hatten die Sozialdemokraten bei 19 von 21 Wahlen Stimmen verloren. Der SPÖ-Bundesvorstand muss die Personalie Kern an diesem Dienstag offiziell billigen. Einen Tag später soll er von Bundespräsident Heinz Fischer als 13. Bundeskanzler nach 1945 vereidigt werden.
ÖVP ist zufrieden
Zu Fragen der Asylpolitik und zum Umgang der Sozialdemokraten mit der rechten FPÖ hat sich Kern bisher noch nicht geäußert. Zu diesem Punkt gab Kerns Konkurrent, Gerhard Zeiler, erste Hinweise. Der ehemalige ORF-Chef erklärte in der Nachrichtensendung "ZiB2", die SPÖ solle die FPÖ nicht wie bisher kategorisch auf Bundesebene als Partner ausschließen, sondern an ihren Inhalten messen. Zentraler Punkt sei die Einstellung der Rechtspopulisten zur EU. "Eines ist klar, es wird niemand in der Sozialdemokratie eine Koalition mit einer FPÖ machen, die sich nicht voll und ganz zu Europa bekennt."
Zeiler erklärte, er habe gemeinsam mit Kern seit langem auf die Absetzung von Faymann hingearbeitet. Er werde Kern, mit dem er in engsten Kontakt stehe, voll unterstützen. Vizekanzler und ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner steht dem neuen Mann an der Spitze der Regierung positiv gegenüber. "Wir könnten nicht schlecht zusammenpassen. Ich bin ebenfalls ein Organisationstyp, habe bestimmte Erfahrungswerte und hoffe, dass wir uns gut ergänzen", sagte Mitterlehner den "Salzburger Nachrichten". An Neuwahlen denke er in diesem Moment nicht. "Ich gehe davon aus, dass wir die vielzitierte letzte Chance vor uns haben", meinte der Konservative.
Auswirkungen auf Präsidentenwahl?
Die Arbeit der rot-schwarzen Koalition wird seit ihrem Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren von vielen Bürgern mit Unmut verfolgt. Beide Parteien kommen in Umfragen nur noch auf 22 und 21 Prozent. Tiefpunkt war das erstmalige Scheitern der Kandidaten von SPÖ und ÖVP bei der ersten Runde der Wahl zum Bundespräsidenten am 24. April mit nur jeweils elf Prozent.
Ob die Personalie sowie die erwartete Regierungsumbildung auch Einfluss auf die Stichwahl für das Amt des Bundespräsidenten am 22. Mai haben könnte, ist unklar. Die rechte FPÖ, deren Kandidat Norbert Hofer die erste Runde mit 35,1 Prozent haushoch gewonnen hatte, profitierte auch vom Ärger der Bürger über Faymann. Am 22. Mai ist sein Herausforderer der Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen, der beim ersten Urnengang 21 Prozent der Wähler hinter sich hatte.
Quelle: ntv.de