"Das dürfen wir nicht zulassen" Schwedens Armeechef befürchtet Putins Zugriff auf Ostsee
22.05.2024, 05:32 Uhr Artikel anhören
Schwedens Oberbefehlshaber glaubt, dass Putin die Kontrolle über die Ostsee anstrebt.
(Foto: picture alliance / TT NYHETSBYRÅN)
Das Neu-NATO-Mitglied Schweden hält ein wachsames Auge auf die Ostsee. Der oberste Befehlshaber Byden ist sicher, dass Putin die schwedische Insel Gotland besetzen will, um das gesamte Baltikum zu bedrohen. Das Eiland wird nun massiv aufgerüstet.
Der Oberbefehlshaber der schwedischen Streitkräfte, Micael Byden, hat vor Russlands Machtambitionen in der Ostsee gewarnt. "Ich bin sicher, dass Russlands Präsident Wladimir Putin sogar beide Augen auf Gotland geworfen hat. Putins Ziel ist es, die Kontrolle über die Ostsee zu erlangen", sagte der Armeechef den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). "Wenn Russland die Kontrolle übernimmt und die Ostsee abriegelt, hätte das enorme Auswirkungen auf unser Leben - in Schweden und allen anderen Ostseeanrainerstaaten. Das dürfen wir nicht zulassen", sagte Byden. "Die Ostsee darf nicht zu Putins Spielwiese werden, auf der er die NATO-Mitglieder in Angst und Schrecken versetzt."
"Es gab Zeiten, in denen wir unsere militärische Präsenz auf Gotland so weit reduziert haben, dass wir nur noch eine Truppe der freiwilligen Heimwehr dort hatten. Diese friedlichen Zeiten sind vorbei", sagte der Armeechef.
Der Krieg in der Ukraine habe die politische Lage in Europa verändert, "und wir mussten Gotland massiv aufrüsten. Mit dauerhaft stationierten Einheiten sichern wir nun die Insel und bringen vorübergehend weitere Kräfte dorthin, wenn sich die Gefahrenlage erhöht. Wer Gotland kontrolliert, der kontrolliert die Ostsee."
Von Gotland aus könne Schweden anderen NATO-Staaten an der Ostsee helfen, in Sicherheit zu leben. "Wenn Putin aber in Gotland einmarschiert, kann er die NATO-Länder vom Meer aus bedrohen. Das wäre das Ende von Frieden und Stabilität in den nordischen und baltischen Regionen", sagte Byden. Schweden ist gegen den heftigen Protest Russlands im März der NATO beigetreten. Erst der russische Angriff auf die Ukraine führte zu einem Umdenken der schwedischen Regierung.
Gefahr russischer Öltanker
Er warnte zudem vor einer schwerwiegenden Katastrophe durch alte russische Öltanker in der Ostsee. "Russland könnte eine Umweltkatastrophe direkt vor unserer Haustür verursachen und es wie einen Unfall aussehen lassen. Die Folgen für die Umwelt wären verheerend", sagte Byden den RND-Zeitungen. Die russischen Öltanker seien eine "echte Gefahr für die Umwelt in Europa".
Russland könne diese Schiffe aber auch auf andere Weise zur Kriegsführung gegen die NATO einsetzen, sagte Byden. "Es gibt keine bessere Möglichkeit für Russland, sich an uns heranzuschleichen, als sich als alter Öltanker zu tarnen. Mit den Schiffen können sie unsere Kommunikation abhören, heimlich irgendetwas transportieren oder sie für Unterwasser-Sabotage einsetzen."
Quelle: ntv.de, mau/AFP