Propaganda per Lautsprecher Seoul droht Nordkorea mit Militäreinsatz
10.08.2015, 15:19 Uhr
Die Explosion der Antipersonenminen soll sich in der Nähe der Stadt Paju abgespielt haben.
(Foto: dpa)
Der Korea-Konflikt spitzt sich erneut zu: Nach der Explosion von Landminen in der entmilitarisierten Zone nimmt Südkorea seine Anti-Nordkorea Propaganda wieder auf und beschallt Pjöngjang per Lautsprecher. Militärische Aktionen könnten folgen.
Südkorea reagiert auf die Verletzung von zwei eigenen Soldaten durch mutmaßlich nordkoreanische Landminen und nimmt seine Propaganda-Durchsagen an der Grenze wieder auf. Noch am Abend soll die nordkoreanische Seite mit Lautsprechern beschallt werden, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul ankündigte. Die Wiederaufnahme dieser psychologischen Kriegsführung nach elfjähriger Unterbrechung sei ein erster Schritt, weitere Vergeltungsmaßnahmen könnten folgen.
Das Ministerium und das UN-Kommando (UNC) in Korea warfen Nordkorea vor, vor kurzem Antipersonenminen auf der südlichen Seite der Pufferzone zwischen beiden Ländern vergraben zu haben. Eine Untersuchung von UNC-Mitgliedern habe ergeben, dass Nordkoreas Volksarmee die Minen "entlang einer bekannten südkoreanischen Patrouillenroute im südlichen Teil der entmilitarisierten Zone (DMZ) verlegt hat", teilte das UNC mit.
Das von den USA angeführte Kommando warf Nordkorea damit eine Verletzung des Waffenstillstandsabkommens von 1953 vor. Südkorea drohte mit militärischer Vergeltung. Drei Antipersonenminen nordkoreanischer Bauart waren nach südkoreanischen Angaben am Dienstag vergangener Woche explodiert.
Pjöngjang droht mit Schüssen
Generalmajor Koo Hong Mo erklärte in Seoul: "Wie wir bereits bei früheren Zwischenfällen gewarnt haben, wird unser Militär dafür sorgen, dass Pjöngjang für seine Provokationen zahlen wird." Er rief Nordkorea auf, die Verantwortlichen zu bestrafen. Wie lange die Lautsprecher-Propaganda jetzt dauern soll, war zunächst unklar. Nordkorea hatte vor fünf Jahren gedroht, auf die Wiederaufnahme der anti-nordkoreanischen Lautsprecherdurchsagen mit Schüssen zu reagieren. Südkorea hatte damals angesichts erhöhter Spannungen solche Beschallungsaktionen angedroht, dann aber unterlassen.
Die beiden nun verletzten Soldaten befanden sich auf einem Kontrollgang in der DMZ, als die Minen detonierten. Einer der Soldaten verlor dabei beide Beine, der andere eines. Das UNC schloss aus, dass es sich um Minen gehandelt haben könnte, die schon vor langer Zeit verlegt wurden. In der vier Kilometer breiten DMZ liegen als Folge des Korea-Kriegs (1950-53) und der nachfolgenden Spannungen noch unzählige Minen verborgen. Ihre Zahl wird auf weit mehr als eine Million geschätzt.
Streitkräfte beginnen Sommermanöver
In Südkorea wurde spekuliert, dass sich Nordkoreas Aktion unter anderem gegen ein alljährliches Sommermanöver der südkoreanischen und amerikanischen Streitkräfte gerichtet haben könnte. Das Manöver, das Nordkorea regelmäßig als Provokation verurteilt, soll nach Berichten südkoreanischer Medien nächste Woche beginnen.
Das UNC will Nordkoreas Volksarmee zu einem Treffen auf Generalsebene aufrufen. Das Kommando wacht seit dem Bruderkrieg über den Waffenstillstand auf der koreanischen Halbinsel. Ein Friedensabkommen ist bis heute nicht geschlossen worden.
Quelle: ntv.de, jgu/dpa