Hass auf sozialen Plattformen Söder fordert Änderung von Algorithmen
25.10.2021, 17:28 Uhr
Algorithmen bestimmen, wer was auf Plattformen wie Twitter und Facebook zu sehen bekommt. Dadurch werden Ansichten bestärkt, auch wenn sie Hassbotschaften befeuern. Bayerns Ministerpräsident Söder fordert daher, die Algorithmen zu ändern.
Mit Blick auf Hassbotschaften und Verschwörungserzählungen im Internet geraten Anbieter großer Plattformen wie Facebook wegen der Anwendung von Algorithmen erneut in die Kritik. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte zum Auftakt der Medientage München: Es reiche nicht, als Plattform einen Kommentar zu löschen. "Die Algorithmen müssen verändert werden." Jemand, der einmal Unsinn anschaue, sei danach einem schieren Bombardement mit Unsinn ausgesetzt. "Der wird ja nur mit solchen Dingen mehr versorgt." Man rutsche in eine Art "sektenähnliche geistige Gefangenschaft. Dies muss geändert und neu strukturiert werden."
Ein Algorithmus wird zum Beispiel im Medienbereich eingesetzt, um Nutzern anhand ihrer bisherigen Interessen ähnlich gelagerte Informationen anzuzeigen.
Söder sagte weiter, er sehe Plattformanbieter in der Verantwortung. Früher hätten Leute, die erkennbar Unsinn erzählt hätten, einen Leserbrief an eine Redaktion geschrieben. Heute setzen sie laut Söder im Netz ihre Shitstorms unter die Artikel oder sie treffen sich auf einer Plattform. "Und auf dieser Plattform stellen sie plötzlich fest, da sind ja Tausende, die so denken aus allen möglichen Ecken." Und dann mutmaßten sie, man sei ja die schweigende Mehrheit und müsse jetzt aktiv werden. Aus dieser Entwicklung entstünden "aus verwirrten Gedanken aggressive hetzerische Worte", ergänzte Söder.
Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter betonte in einer Talkrunde mit weiteren Medienvertretern über den Bereich Soziale Medien, diese seien ein Verstärker und ein "Trampolin für zum Teil gesellschaftlich nicht akzeptierte Nachrichten". Weil man damit Reichweite schaffe.
Algorithmen offenlegen?
Die Intendantin des Bayerischen Rundfunks (BR), Katja Wildermuth, forderte: "Wir müssen die Algorithmen offenlegen." Kein Mensch sei für Zensur. Man müsse zugleich ehrlich sein, was an Angeboten von Apps und am Führen von Usern und Zuschauerinnen und Zuschauern ökonomisch getrieben sei. Wildermuth betonte auch den Aspekt der notwendigen Medienkompetenz in der Gesellschaft und stellte die Fragen in den Raum: Wie viele User wissen, was eine Quellenangabe ist? Oder wer kann überprüfen, ob Fotos echt sind? Da hätten öffentlich-rechtliche Sender wie privatwirtschaftlich agierende Akteure im Markt eine Verantwortung.
Kritik an großen Plattformen zu den Algorithmen gibt es schon länger. Unlängst war bei dem 6. Evangelischen Medienkongress in Mainz Unmut aufgekommen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hatte gesagt: "Die ausschließlich dem Zweck der Maximierung von Werbeeinnahmen dienende Programmierung der Algorithmen hat schon jetzt das politische und gesellschaftliche Leben demokratischer Gesellschaften massiv verändert."
Bedford-Strohm kritisierte, es seien auch rechtspopulistische Bewegungen nach oben gespült worden, die demokratische Werte wie die Menschenwürde unterhöhlten. Trotzdem hätten sich die Demokratien dieser Welt die Dynamiken der Sozialen Internet-Netzwerke bisher weitgehend "gefallen lassen", ergänzte Bedford-Strohm, der auch Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist.
Quelle: ntv.de, mli/dpa