Terror auf dem Oktoberfest 1980 "Soko 26. September" sucht Augenzeugen
22.05.2015, 12:59 Uhr
Die Spurensuche geht weiter: Zeugen zum Oktoberfestattentat gesucht.
(Foto: imago/WEREK)
1980 reißt eine Bombe auf dem Oktoberfest 13 Menschen in den Tod - auch den Attentäter Gundolf Köhler. Doch eine neue Spur erschüttert die Theorie vom Einzeltäter. Jetzt soll die Öffentlichkeit helfen: Wer hat Bilder oder Filme vom Tatort?
Fast 35 Jahre nach dem tödlichen Oktoberfestattentat hatte die Bundesanwaltschaft Ende letzten Jahres entschieden, die Ermittlungen neu aufzurollen. Nun gehen die Ermittlungsbehörden einen ungewöhnlichen Schritt: Bundesanwaltschaft und Landeskriminalamt starten einen gemeinsamen Aufruf nach Zeugen. Sie bitten die Öffentlichkeit und dabei besonders die Medienvertreter um Zeugenaussagen, "um das damalige Tatgeschehen so weit als möglich rekonstruieren und damit möglicherweise neue Ermittlungsansätze erhalten zu können."
Sie setzen darauf, dass Bürger das Attentat auf der Münchner Theresienwiese im Jahr 1980 beobachtet haben oder sonst noch Angaben dazu machen können. Außerdem suchen sie Fotos vom Anschlagsort - auch solche, die vor der Bombenexplosion gemacht wurden. "Wir suchen Zeugen, die noch Angaben machen, die sie bisher nicht gemacht haben - aus welchen Gründen auch immer", heißt es beim LKA. Die Ermittler hoffen auch auf Bilder und Filmaufnahmen, die "Aufschluss geben können über die Zeit vor oder nach der Explosion".
Anlass für die neuen Ermittlungen sind die Angaben einer Zeugin. Sie hat vor einigen Monaten Hinweise gegeben, die auf bisher unbekannte Mitwisser des Anschlags hindeuten könnten. Den damaligen Ermittlungen zufolge hatte der Geologiestudent Gundolf Köhler, ein früherer Anhänger der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann, am 26. September 1980 eine Bombe in einen Abfalleimer beim Haupteingang der Wiesn gelegt. Dabei explodierte der Sprengsatz, wobei Köhler ums Leben kam. Neben den dreizehn Toten gab es 211 zum Teil schwer Verletzte. 1982 wurden die Ermittlungen eingestellt, nachdem die Bundesanwaltschaft keine weiteren Tatbeteiligten ausfindig gemacht hatte.
Zweifel an Einzeltäter-Theorie
Seit Jahren gibt es aber Zweifel an der Theorie von einem einzelnen Täter. Die neue Zeugin gab Medienberichten zufolge nun an, am Tag nach dem Anschlag bei einem rechtsextremen Sprachschüler Flugblätter gesehen zu haben, auf denen vom Oktoberfest und dem "Heldentod" Köhlers die Rede gewesen sei. Zum Zeitpunkt ihrer Beobachtung hielt die Polizei aber noch Köhlers Namen zurück. Stimmt die Zeugenaussage, müssten die Verfasser des Flugblatts also vorher von dem Anschlag gewusst haben.
Die neu eingerichtete Sonderkommission heißt "Soko 26. September" und besteht aus 21 Polizisten des bayerischen Landeskriminalamts (LKA). Hinweise nimmt das LKA unter der Telefonnummer 089/1212-1980 oder per Mail (blka.1980@polizei.bayern.de) entgegen. Die Ermittler bitten ausdrücklich Medienvertreter darum, ihnen Bilder und Filmaufnahmen von damals zu überlassen. "Insbesondere ist dabei bisher nicht veröffentlichtes Material von großem Interesse", heißt es. Erste Ergebnisse der neuen Ermittlungen will die Bundesanwaltschaft Ende des Jahres präsentieren.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa/AFP