Politik

"Wo ist Ihre Gnade?" Sotloff-Familie fordert IS zu Debatte auf

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IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi nennt sich seit dem Ausrufen des Islamischen Staats Kalif Ibrahim.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Kurz nach Bekanntwerden des Mordes an Journalist Sotloff äußert sich dessen Familie. Über einen Sprecher fordert sie IS-Führer Abu Bakr dazu auf, seine Vorstellungen über den Islam zu erklären. Zugleich stellt sie klar, dass Sotloff "kein Held" gewesen sei.

Die Familie des von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) ermordeten Steven Sotloff hat in einer emotionalen Botschaft die Arbeit des US-Journalisten gewürdigt. Mit Leidenschaft und Sanftmut habe der 31-Jährige sein Leben dem Ziel untergeordnet, "denjenigen eine Stimme zu geben, die keine hatten", erklärte Barak Barfi, der Sprecher der Familie. In seiner an alle Muslime adressierten Rede sagte Barfi, Sotloff habe großen Respekt und Liebe für die arabische Welt gehabt. Er habe es nicht geschafft, "dem Leiden in der Welt den Rücken zu kehren".

Egal, ob er über einen libyschen Arzt berichtet habe, der sich um kriegstraumatisierte Kinder kümmerte oder über einen syrischen Klempner, der sein Leben aufs Spiel setzte, um an Medikamente zu gelangen - deren Geschichte sei seine Geschichte gewesen, erklärte Barfi. "Er hat letztlich sein Leben geopfert, um ihre Geschichte in die Welt zu bringen." Sotloff sei "kein Held" gewesen, sondern lediglich "ein Mann, der das Gute in einer Welt voller Grauen" suchte.

"Ich bin bereit für Ihre Antwort"

Barfi forderte IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi in arabischer Sprache dazu auf, sich einer Debatte zu stellen. "Ich habe eine Mitteilung für Abu Bakr", sagte Barfi laut der US-Website "ABC News". "Sie sagen, Ramadan sei ein Monat der Gnade. Aber wo ist Ihre Gnade? Sie sprechen vom Islam und dem Heiligen Koran, aber ich kenne die Verse des Korans." Barfi zitierte daraufhin einen Vers aus der Heiligen Schrift des Islams über Gottes Verachtung für Unterdrücker.

"Abu Bakr, ich bin bereit mit Ihnen zu debattieren", sagte Barfi zu dem Mann, der sich kürzlich selbst zum "Kalif Ibrahim" ernannt hatte. "Ich komme in Frieden. Ich halte kein Schwert in meinen Händen. Ich bin bereit für Ihre Antwort." Er fügte hinzu, dass man es dem IS nicht erlauben werde, Menschen durch dessen einzige Waffe zu Gefangenen zu machen: durch Angst.

Steven Sotloff war im August 2013 in der Nähe der syrischen Grenze verschleppt worden. Barfi hatte seiner Familie seitdem dabei geholfen, Sotloffs Freilassung zu erwirken. Noch vor kurzem hatte sich Sotloffs Mutter öffentlich an Abu Bakr gewendet, und um Gnade für ihr Kind gefleht. Diese Woche verbreitete der IS schließlich im Internet ein Video, das die Enthauptung Sotloffs zeigt. Washington stufte die Aufnahmen als authentisch ein.

Quelle: ntv.de, bwe/AFP

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