Politik

"PKK-Auftragsmörder" Staatsnahe Medien verunglimpfen Yücel

Die Zeitung "Star" gilt als Blatt mit großer Nähe zur regierenden Partei AKP und deren Vorsitzenden: Präsident Erdogan.

Die Zeitung "Star" gilt als Blatt mit großer Nähe zur regierenden Partei AKP und deren Vorsitzenden: Präsident Erdogan.

(Foto: dpa)

Seit zwei Wochen sitzt "Welt"-Reporter Deniz Yücel in der Türkei im Gefängnis - ihm droht jahrelange Haft wegen angeblicher Terror-Propaganda. Wie mit kritischen Journalisten verfahren wird, zeigen staatsnahe Medien: Sie verleumden Yücel aufs Übelste.

Regierungsnahe Medien in der Türkei haben den dort inhaftierten "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel als "Türkei-Feind" verunglimpft und ihn in die Nähe von Terroristen gerückt. Die Zeitung "Star" schrieb auf ihrer Titelseite über den deutsch-türkischen Reporter: "Kein Journalist - PKK-Auftragsmörder" (PKK tetikcisi). Nach der Definition der Gesellschaft für türkische Sprache bezeichnet das Wort "tetikci" einen Auftragsmörder, es kann sinngemäß aber auch als Marionette verstanden werden.

Mehrere regierungsnahe Medien - die sich bislang in der Berichterstattung über den Fall Yücel zurückgehalten hatten - übernahmen den "Star"-Artikel wortgleich in ihren Online-Auftritten. Darunter sind zum Beispiel "Sabah", "Yeni Akit" und "A Haber". "Star" berichtete, Deniz Yücel sei "in Deutschland zur Symbolfigur der türkeifeindlichen Propaganda gemacht" worden. "In jedem seiner Artikel hat er mit Worten wie 'Despot, Frauenfeind' den Präsidenten (Recep Tayyip) Erdogan beleidigt."

Das Blatt schrieb außerdem, das türkische Presseamt habe 54 Artikel Yücels seit dem Juni 2016 ausgewertet. Die Behörde sei zu dem Ergebnis gekommen, dass er "Propaganda" für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK betreibe. Außerdem sei der "Welt"-Journalist für die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen eingetreten, die Erdogan für den Putschversuch vom vergangenen Juli verantwortlich macht. In seinen "Lügenberichten" habe Yücel "seinen Hass gegen die Türkei erbrochen".

"Fake News" zu PKK-Nähe

"Star" verwendet auf einer Seite ein Foto, das nach Angaben der Zeitung einen Auftritt Yücels bei einer PKK-Veranstaltung in Deutschland zeigen soll - eine Falschbehauptung. Tatsächlich handelt es sich um eine Aufführung von "Hate Poetry", auf der deutsche Journalisten mit Migrationshintergrund rassistische Hetzbriefe vorlesen, die sie erhalten haben. Gegen Yücel wurde am Montag in Istanbul Untersuchungshaft verhängt. Ihm wird Terrorpropaganda und Volksverhetzung vorgeworfen.

Der regierungskritische türkische Journalist Can Dündar, der wegen ähnlicher Vorwürfe der türkischen Justiz nach Deutschland geflohen ist, hatte zuvor erklärt, er rechne nicht mit der Freilassung inhaftierter Kollegen vor dem Referendum über die Einführung eines Präsidialsystems. "Die Kollegen wissen, dass die türkische Regierung sie als Geiseln genommen hat", sagte Dündar der "Welt". Recht und Gesetz seien ausgeschaltet. "Vor dem Referendum am 16. April gibt es meines Erachtens keine Chance auf Freilassung."

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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