165 Verletzte in Hongkong Studenten gehen auf Ultimatum ein
05.10.2014, 12:38 Uhr
Aktivisten äußern die Sorge, dass organisierte Gruppen bewusst Zwischenfälle provozieren, um die Polizei zum Eingreifen zu zwingen.
(Foto: REUTERS)
Gewalt von Protestgegnern gegen friedliche Demonstranten schürt die Spannungen in Hongkong. Studenten und Regierung gehen aber erstmals aufeinander zu, die Blockaden werden zumindest teilweise aufgehoben. Der Konflikt ist damit aber noch nicht gelöst.
Bei den Auseinandersetzungen zwischen Protestgegnern und Demonstranten in Hongkong sind 165 Menschen verletzt worden. Nach einer Massendemonstration gegen Gewalt und für mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungsregion deutet sich nun jedoch erstmals eine Annäherung zwischen Regierung und Aktivisten an. Die Studentenvereinigung zeigte Entgegenkommen. Das Ultimatum zur Aufhebung der Blockaden bis Montag wollen die Studenten so weit erfüllen, dass die Regierungsstelle wieder ihre Arbeit aufnehmen kann.
Die Regierung betonte: "Die Tür für Dialog ist immer offen." Die Auseinandersetzungen zwischen Protestgegnern und friedlichen Demonstranten dauern aber an und drohen immer wieder, außer Kontrolle zu geraten. Eine Lösung der größten Krise in Hongkong seit der Rückgabe der damaligen britischen Kronkolonie 1997 an China ist damit weiter nicht in Sicht.
Die Proteste hatten sich an Beschlüssen des Pekinger Volkskongresses entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern. Die Reform geht den prodemokratischen Aktivisten nicht weit genug, weil China den sieben Millionen Hongkongern vor dem Souveränitätswechsel freie Wahlen in Aussicht gestellt hatte. Die kommunistische Führung in Peking zeigt sich aber kompromisslos.
Zwischenfälle bewusst provoziert
Auch formiert sich Widerstand gegen die Demonstranten. Es gibt Unmut über Behinderungen und Beeinträchtigungen der Geschäfte durch die Demonstrationen. Aktivisten äußerten aber die Sorge, dass organisierte Gruppen bewusst Zwischenfälle provozieren, um die Polizei zum Eingreifen und einer Räumung der Straßen zu zwingen. "Es ist eindeutig schlimmer heute", sagte der prodemokratische Abgeordnete Albert Chan in Mong Kok. "Ich denke, dass 90 Prozent dieser Auseinandersetzungen von regierungsfreundlichen Kräften verursacht werden."
Wegen der Übergriffe auf Demonstranten hatten am Vorabend Zehntausende friedlich an einem "Aufmarsch gegen Gewalt" teilgenommen. Zuvor hatte es auch Attacken von angeheuerten Schlägern gegeben, die nach Angaben der Polizei sogar Verbindungen zu den mafiaähnlichen, Triaden genannten Unterweltgruppen haben. In der Nacht kam es im Geschäftsviertel Mong Kok wieder zu vereinzelten Zwischenfällen. Die Polizei ging kurzzeitig mit Schlagstöcken und Pfefferspray vor und mobilisierte Verstärkung. Die Situation war über einige Stunden sehr angespannt, da eine Räumung erwartet wurde. Doch blieb eine Konfrontation aus. Als Voraussetzung für die Aufnahme des geplanten Dialogs mit der Regierung fordert die Studentenvereinigung eine Untersuchung der Vorfälle.
Quelle: ntv.de, asc/bwe/dpa