Kann Wirtschaft ankurbeln Studie empfiehlt zwölf Euro Mindestlohn
03.09.2021, 12:21 Uhr
Statt vieler Minijobs gäbe es laut Studie im Falle einer Mindestlohn-Erhöhung mehr Beschäftigungen in Teil- und Vollzeit.
(Foto: picture alliance / Goldmann)
SPD und Grüne fordern in ihren Wahlprogrammen, den gesetzlichen Mindestlohn von derzeit 9,60 Euro auf zwölf Euro anzuheben. Einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zufolge würde das die deutsche Wirtschaftsleistung kräftig steigern. Doch unter Ökonomen ist das Vorhaben umstritten.
Eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung unterstützt die Forderung von SPD und Grünen nach einer Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro. Eine schnelle Erhöhung des Mindestlohns auf diesen Satz helfe der deutschen Wirtschaft, zitiert die "Süddeutschen Zeitung" (SZ) aus der Studie der Böckler-Stiftung. Diese spricht sich dafür aus, den Mindestlohn von derzeit 9,60 Euro in drei Stufen bis Ende 2022 auf zwölf Euro zu erhöhen.
Bei zwölf Euro Mindestlohn gäbe es in Deutschland erheblich weniger Minijobs, dafür in gleicher Größenordnung mehr Jobs in Teil- und Vollzeit, heißt es laut SZ in der Studie. Dies würde Deutschlands Wirtschaftsleistung um 50 Milliarden Euro jährlich steigern, das entspreche etwa 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Einige Ökonomen sind allerdings dagegen, den Mindestlohn in Krisenzeiten stark und schnell zu erhöhen. Der jetzige Mindestlohn sei kein Problem, sagte Wirtschaftswissenschaftler Jens Südekum. Bei zwölf Euro sehe dies jedoch anders aus: "Es wird heikler, da gehen wir in den kritischen Bereich", sagte Südekum der SZ.
Der gesetzliche Mindestlohn war 2015 eingeführt worden. Am Donnerstag stieg er um zehn Cent auf 9,60 Euro brutto. Beschlossen sind bereits schrittweise weitere Erhöhungen auf 9,82 Euro zum 1. Januar 2022 und auf 10,45 Euro zum 1. Juli 2022. Die von der Bundesregierung eingesetzte Mindestlohnkommission hatte diese Sätze empfohlen. In der Kommission sitzen neun Mitglieder: drei von den Arbeitgebern entsandte Vertreter, drei Gewerkschafter, ein Vorsitzender und zwei Wissenschaftler.
Quelle: ntv.de, mdi/AFP