Politik

Nordkorea macht Kaesong dicht Südkorea denkt an Befreiung

Die Transitstrecke zwischen Nord- und Südkorea ist in Richtung Norden gesperrt.

Die Transitstrecke zwischen Nord- und Südkorea ist in Richtung Norden gesperrt.

(Foto: dpa)

Nordkorea kappt inmitten der Spannungen auch die letzten wirtschaftlichen Beziehungen zu Südkorea. Tausende Südkoreaner dürfen nicht mehr zur Arbeit in den gemeinsamen Industriekomplex Kaesong. Die sich derzeit dort aufhaltenden über 800 Südkoreaner sollen demnächst ausreisen. Der Süden plant bereits deren militärische Befreiung, falls sie dennoch festgehalten würden.

Südkorea will seine im gemeinsam mit Nordkorea betriebenen Industriekomplex Kaesong verbliebenen Staatsbürger notfalls mit einer Militäraktion befreien. Es sei ein Notfallplan erarbeitet worden, erklärte Verteidigungsminister Kim Kwan Jin. Sollte sich eine "ernste Lage" ergeben, sei auch eine Militäraktion denkbar, um die Sicherheit der südkoreanischen Arbeiter zu gewährleisten. Es sollte allerdings versucht werden, zu vermeiden, dass sich die Situation "zum Schlimmsten" zuspitze, fügte der Minister hinzu.

Pjöngjang hatte südkoreanischen Arbeitern zuvor die Einreise in den Industriekomplex untersagt, hatte aber zugesagt, die sich dort noch aufhaltenden rund 860 Südkoreaner ausreisen zu lassen. Bis zum frühen Nachmittag Ortszeit überquerten jedoch lediglich neun Arbeiter die Grenze zum Süden. Nach Angaben des südkoreanischen Wiedervereinigungsministeriums entschieden sich zahlreiche Arbeiter dafür, freiwillig in Kaesong zu bleiben, um einen reibungslosen Ablauf der Geschäfte ihrer dortigen Firmen zu ermöglichen.

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Haben Sie Angst vor einem Krieg in Nordkorea?

Der Betrieb in dem seit 2004 gemeinsam von Nordkorea und Südkorea  unterhaltenen Industriekomplex war bislang trotz der verstärkten Spannungen zwischen beiden Ländern weitergelaufen. Kaesong liegt auf nordkoreanischem Gebiet. 123 südkoreanische Firmen beschäftigen dort rund 50.000 nordkoreanische Mitarbeiter und generieren rund zwei Milliarden Dollar an grenzüberschreitendem Handel. Dies ist eine der wenigen Möglichkeiten für das international abgeschottete Land, an US-Devisen zu gelangen.

In den vergangenen Tagen hatte Nordkorea seine Kriegsdrohungen gegen den Süden und die USA verschärft. Am Dienstag kündigte das kommunistische Land an, seinen Reaktor in Yongbyon wieder in Gang zu setzen, der Plutonium für sein Atomwaffenprogramm liefern könnte. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete, sämtliche Anlagen in Yongbyon sollten "nachjustiert und neu gestartet" werden. Der knapp hundert Kilometer nördlich der Hauptstadt Pjöngjang gelegene Reaktor war im Sommer 2007 nach Verhandlungen abgeschaltet worden. Am vergangenen Samstag hatte Pjöngjang den "Kriegszustand" im Verhältnis zu Südkorea erklärt.

USA entsenden zwei Kriegsschiffe

US-Außenminister John Kerry betonte angesichts der Drohungen aus Nordkorea die Verteidigungsbereitschaft der USA. Man sei bereit, "sich selbst und Südkorea" zu verteidigen, sagte der Minister nach einem Gespräch mit seinem südkoreanischen Kollegen Yun Byung Se in Washington. Die nordkoreanische Kriegsrhetorik sei provokativ und gefährlich, sagte Kerry, der in der kommenden Woche nach Südkorea reisen will. Kürzlich hatte bereits Seoul den Norden vor einem militärischen Konflikt gewarnt.

Zugleich rief Kerry Nordkorea auf, im Streit um sein Atomprogramm an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nur so könne sich das kommunistische Regime aus seiner internationalen Isolation befreien. Ein Neustart von Yongbyon wäre eine klare Verletzung internationaler Vereinbarungen, fügte Kerry hinzu. Bislang gebe es aber keine Anzeichen, dass das Regime die Anlage im Nuklearzentrum Yongbyon bald wieder in Betrieb nehmen könne, sagte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland in Washington.

Zudem entsandten die USA zwei Kriegsschiffe. Zwei mit Raketen bestückte Zerstörer seien auf dem Weg in den West-Pazifik, teilte das Pentagon mit. Es handele sich um die beiden Schiffe "Decatur" und "McCain", sagte Pentagonsprecher George Little. Ihre Aufgabe sei es, die Raketenabwehr in der Region zu stärken. Zudem wurde im Pazifik ein schwimmendes Raketenradar installiert. In den vergangenen Tagen hatten die USA bereits hochmoderne Kampfjets nach Südkorea beordert, darunter Tarnkappenbomber und zwei atomwaffenfähige B-52-Bomber.

Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa

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