Bagdad verbarrikadiert sich Tausende Iraker fliehen vor dem IS
19.04.2015, 01:04 Uhr
In Bagdad kommt es zu chaotischen Szenen.
(Foto: dpa)
In Nahost scheint sich eine neue Flüchtlingskrise anzubahnen: Tausende Iraker sind auf der Flucht vor den Dschihadisten des Islamischen Staats. Doch in die Hauptstadt können sie nicht, denn Bagdad verwehrt den Zutritt - als Sicherheitsvorkehrung.
Tausende Iraker sind auf der Flucht vor der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Vor Bagdad spielten sich chaotische Szenen ab, weil die Behörden den Flüchtlingen den Zugang zur Hauptstadt verwehrten. Tausende Menschen aus der westlichen Stadt Ramadi campierten am Stadtrand unter freiem Himmel und ohne Zugang zu Trinkwasser und Lebensmitteln, berichteten irakische Menschenrechtsaktivisten.
Die Behörden begründen die Aussperrung der Flüchtlinge mit Sicherheitserwägungen. Damit solle verhindert werden, dass IS-Terroristen, die sich unter die Menge gemischt haben könnten, nach Bagdad einsickern, hieß es.
IS-Milizen waren vor zwei Tagen in Ramadi 100 Kilometer westlich von Bagdad eingedrungen. Das Stadtzentrum und die Regierungsgebäude wurden zuletzt noch von Regierungstruppen gehalten. Die meisten Dörfer rund um die Hauptstadt der Provinz Anbar werden vom IS kontrolliert.
Staatliches Fernsehen sendet Kampfvideos
Im Irak kämpfen Truppen und Milizen der schiitischen Regierung in Bagdad und kurdische Guerillas gegen den IS, der sich aus der sunnitischen Bevölkerung rekrutiert. Die Provinz Anbar reicht nah an Bagdad heran und erstreckt sich entlang des Euphrat-Tals bis an die Grenzen Syriens und Jordaniens. 90 Prozent ihrer Bewohner sind Sunniten.
Der staatliche Fernsehkanal Al-Irakija sendete Video-Clips mit Kampfliedern. Eine seit Tagen erwartete Offensive gegen den IS in Anbar wurde allerdings nicht angekündigt. Ein Sprecher des Innenministeriums gab lediglich bekannt, dass eine Brigade der irakischen Bundespolizei nach Ramadi in Marsch gesetzt worden sei, um die Verteidiger der Stadt zu entlasten.
Offizielle in Bagdad bestätigten indes, dass eine DNA-Analyse in Auftrag gegeben wurde, um zu ermitteln, ob es sich bei einem am Vortag getöteten Mann um den langjährigen Saddam-Vertrauten Isset Ibrahim al-Duri handelt. Er hatte dem inneren Machtzirkel des früheren Diktators Saddam Hussein angehört. Saddam selbst war 2003 verhaftet und 2006 hingerichtet worden.
Bei dem Selbstmordanschlag vor dem US-Konsulat in der nordirakischen Stadt Erbil waren am Freitag laut dem Außenministerium in Ankara auch zwei türkische Staatsbürger ums Leben gekommen, insgesamt waren es neun Tote. Der IS bekannte sich zu der Tat, wie die Dschihad-Beobachterplattform Site berichtete.
Quelle: ntv.de, hla/dpa