Auslöser für aktuellen Gaza-Krieg Teenager-Mörder waren Hamas-Mitglieder
23.08.2014, 08:15 Uhr
Hamas-Chef Maschaal während des Interviews.
(Foto: Screenshot n-tv.de)
Bisher bestritt die Hamas, etwas mit Entführung und Mord an drei israelischen Jugendlichen zu tun zu haben. Nun räumt der Hamas-Chef ein, dass die Täter Mitglieder in seiner Organisation waren. Einen Vergleich mit dem IS lehnt er derweil ab.
Hamas-Führer Chaled Maschaal hat eingeräumt, dass Hamas-Mitglieder an der Entführung und Ermordung dreier israelischer Jugendlicher im Westjordanland Mitte Juni beteiligt waren. "Wir wussten vorab nichts von der Tat, die diese Gruppe von Hamas-Mitgliedern begangen hat", sagte Maschaal in einem Interview mit Yahoo News. "Aber wir verstehen, dass die Menschen unter der Besatzung und Unterdrückung frustriert sind und alles Mögliche unternehmen".
Maschaal betonte, dass die Hamas-Führung nicht in die Pläne eingeweiht gewesen sei. Die drei israelischen Jugendlichen waren Mitte Juni im Westjordanland entführt und später tot aufgefunden worden. Die israelische Regierung machte die Hamas für ihren Tod verantwortlich. Die Palästinenserorganisation bestritt dies zunächst.
Nach den Morden setzte eine Welle der Gewalt ein, die in den aktuellen Gaza-Krieg mündete. Maschaal äußerte sich auch zu dem Konflikt. "Hamas und der palästinensische Widerstand antworten auf die israelische Aggression", sagte er. "Wir zielen nicht auf Zivilisten." Dass immer wieder auch Unbeteiligte getroffen würden, liege daran, dass die Hamas nur über ungenügende Technologie verfüge.
"Unsere Waffen sind nicht so fortgeschritten, wie die des Feindes", sagte der Hamas-Führer. "Wir versprechen, dass wir nur militärische Ziele anvisieren werden, falls wir präzisere Waffen bekommen". Am Freitag war in Israel ein Vierjähriger durch eine von Palästinensern abgefeuerte Mörsergranate getötet worden.
Kein Vergleich mit IS
Die israelische Armee reagierte derweil erneut mit Luftangriffen auf palästinensischen Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Dabei kamen nach Angaben der Behörden in Gaza fünf Menschen ums Leben, alles Mitglieder einer Familie. Die israelischen Streitkräfte erklärten, sie hätten 20 Ziele beschossen, darunter Raketenwerfer und Waffenverstecke. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Freitag damit gedroht, den Kampf gegen die radikalislamische Hamas zu verschärfen. Zuvor war ein vierjähriger Junge in Israel von einer aus Gaza abgeschossenen Granate getötet worden.
Eine jüngst unter ägyptischer Vermittlung vereinbarte befristete Waffenruhe war noch vor dem Ablaufen in der Nacht zum Mittwoch gescheitert, seitdem gibt es wieder gegenseitige Angriffe. Seit Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli wurden mindestens 2095 Palästinenser getötet. Die Vereinten Nationen schätzen den Anteil der zivilen Opfer auf 70 Prozent. Die israelische Armee erklärte hingegen, bei 40 bis 50 Prozent der Getöteten handele es sich um "bewaffnete Kämpfer". Zudem gab es 10.500 palästinensische Verletzte. Auf israelischer Seite gab es 68 Tote, bis auf vier Zivilisten alles Soldaten, sowie Hunderte Verletzte.
Zugleich wies Maschaal Vergleiche mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zurück. Diese hat mittlerweile weite Teile von Syrien und dem Irak erobert und geht dort äußerst brutal gegen Andersgläubige und Minderheiten vor.
Zuletzt hatte die Ermordung des amerikanischen Journalisten James Foley durch den IS international scharfe Proteste hervorgerufen. "Wir sind gegen die Tötung von Zivilisten, von Journalisten", sagte Maschaal dazu und fügte an Israel gerichtet an: "Die Frage ist, wer die Zivilisten tötet."
Quelle: ntv.de, mli/dpa/rts/AFP