USA: Israel will Iran bald angreifen Teheran droht Vergeltung an
03.02.2012, 17:31 Uhr
Chamenei reagierte auf Berichte über einen bevorstehenden Angriff.
(Foto: REUTERS)
Nach Berichten, wonach Israel in den kommenden Monaten iranische Atomanlagen angreifen will, droht Teheran mit einem Gegenschlag. Ein Angriff wäre "zehnmal so nachteilig" für Israel und die USA, sagt Ajatollah Chamenei. Israels Verteidigungsminister Barak sagt, man müsse handeln, bevor es zu spät sei. USA und EU setzen auf die Kraft von Sanktionen.
Im Streit um das iranische Atomprogramm wird der Ton immer schärfer. Der geistliche Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, warnte die USA und Israel eindringlich vor einem Krieg. Damit reagierte er auf Berichte aus den USA, wonach Israel schon in diesem Frühjahr iranische Atomanlagen bombardieren könnte. Der Konflikt gehört an diesem Wochenende auch zu den wichtigsten Themen der Münchner Sicherheitskonferenz.

US-Verteidigungsminister Panetta weilt gerade in München, wo derzeit die 48. Sicherheitskonferenz stattfindet.
(Foto: AP)
Der "Washington Post" zufolge geht US-Verteidigungsminister Leon Panetta von einer "starken Wahrscheinlichkeit" aus, dass Israel den Iran im April, Mai oder Juni angreift. Damit wolle Israel verhindern, dass der Iran Atomwaffen fertigstelle und für israelische Angriffe unerreichbare unterirdische Uranlager anlege. Panetta wollte den Artikel nicht kommentieren, wies ihn aber auch nicht zurück. Drei Sicherheitsexperten der US-Regierung sagten, den USA lägen keine Geheimdienstinformationen vor, nach denen ein Militärschlag Israels unmittelbar bevorstehe.
Chamenei drohte beim traditionellen Freitagsgebet in Teheran den USA und Israel: "Schon das Nachdenken über solche Angriffe wäre für sie von Nachteil. Das Einleiten dieser Angriffe wäre zehnmal so nachteilig für sie." Zugleich machte er klar, dass sich der Iran durch keine Drohungen oder Sanktionen von seinem Atomprogramm abbringen lassen werde. "Wir haben unsere eigene Art, auf solche Drohungen zu antworten", sagte Chamenei, der laut Verfassung das letzte Wort in allen Staatsangelegenheiten hat. Ins Detail ging er nicht.
IAEA Zugang zu Militäranlage verweigert
Seit Wochen nehmen wegen des die Spannungen zu. Vermutet wird, dass der Iran unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms eine . Teheran verweist dagegen auf das Recht, als souveräner Staat die Atomtechnologie zu entwickeln. Im Falle droht das Land mit einer Blockade der Ölexporte durch den Persischen Golf. Darauf hatten die USA umgehend erklärt, sie würden eine solche Blockade nicht hinnehmen.
Zugleich erhärtete sich die Annahme vieler westlicher Regierungen, wonach der Iran weiter nicht zu einer offenen Zusammenarbeit mit der UN-Atomaufsicht IAEA bereit sei. Nach Angaben von Diplomaten verweigerte die Führung in Teheran jüngst Experten der Behörde den Zugang zu einer verdächtigen Militäranlage. Diplomaten widersprachen damit der iranischen Darstellung, nach denen der dreitägige Besuch "konstruktiv" verlaufen sei.
"Es wurde bei diesem Besuch nichts erreicht und in Wahrheit konnte die Aufsicht den Iran nicht einmal dazu bewegen, sich auf die möglichen militärischen Dimensionen einzulassen", sagt ein westlicher Diplomat. Der Komplex in Parchin steht seit längerem im Visier der Aufseher. In einem IAEA-Bericht hieß es, der Iran habe hier Anlagen für Sprengtests gebaut. Die Behörde sah "klare Hinweise für die mögliche Entwicklung von Waffen".
"Alptraum für die freie Welt"
Israels Verteidigungsminister Ehud Barak befeuerte Spekulationen über einen baldigen Angriff mit den Worten: "Wer 'später' sagt, könnte herausfinden, dass es (für einen Angriff) schon zu spät ist." Man müsse handeln, sollten die Sanktionen ihre Wirkung verfehlen und der Iran mit seinem militärischen Atomprogramm fortfahren. Vize-Ministerpräsident Mosche Jaalon bezeichnete einen atomar bewaffneten Iran als "Alptraum für die freie Welt".

Eine Satellitenaufnahme aus dem Jahr 2004 zeigt die Atomanlage im zentraliranischen Natans.
(Foto: dpa)
Der stellvertretende Außenminister Danny Ayalon zeigte sich aber davon überzeugt, dass rasch umgesetzte Sanktionen den Iran zum Nachgeben zwingen werden. Der Iran werde sich zuerst bewegen, sagte er am Rande der Sicherheitskonferenz in München. US-Medien berichteten weiter, für den Fall eines Angriffs rechne Israel mit iranischen Vergeltungsaktionen. Einer israelischen Quelle zufolge sei von 500 möglichen Opfern die Rede.
Israel befürchtet laut "Washington Post", dass Teheran bereits sehr bald über genügend angereichertes Uran verfügt, um eine Atombombe zu bauen. Dann könnten nur noch die USA den Iran militärisch stoppen. wolle aber verhindern, "dass das Schicksal Israels vom amerikanischen Handeln abhängt". Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Israel gehe davon aus, dass ein begrenzter Militäreinsatz möglich sei. Den Plänen zufolge könnten die Atomanlage bei Natans und andere unterirdische Anlagen das Ziel sein, hieß es. Die Anlage in Qom sei dagegen mit einem Luftangriff schwieriger auszuschalten.
"Warnen Israel auch vor Abenteuern"
US-Präsident Barack Obama sowie Panetta versuchten seit längerem, Israel von einem Angriff abzuhalten, heißt es. Washington sei der Ansicht, ein Angriff werde die Sanktionspläne gefährden. Die USA gehen davon aus, dass die verschärften Sanktionen der internationalen Gemeinschaft das Regime in Teheran zunehmend unter Druck setzen. Angeblich hatte bereits US-Präsident George W. Bush Israel von einem Angriff abgehalten.
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière warnte Israel in der Tageszeitung "Die Welt" ebenfalls vor einem Militärschlag. Man nehme die Sorgen Israels sehr ernst, sagte der CDU-Politiker. "Aber wir warnen Israel auch vor Abenteuern." Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle setzt weiter auf Sanktionen und nicht auf eine militärische Lösung. Der iranische Botschafter in Deutschland, Sheik Attar, forderte die Bundesregierung auf, mäßigend auf seine Verbündeten einzuwirken.
Iran testet Trägerrakete
Auch der frühere Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Horst Teltschik, warnte im Sender Phoenix vor einem Krieg mit dem Iran. Er habe von US-Fachleuten die Warnung vernommen, dass Israel im Iran intervenieren könnte. "Wenn das passiert, könnte die gesamte Region unter Feuer stehen" sagte er.
Der Iran teilte unterdessen den erfolgreichen Abschuss einer Safir-Trägerrakete mit, die einen Satelliten ins Weltall bringen sollte. Der rund 50 Kilogramm schwere Beobachtungssatellit Navid soll in einer Höhe von 250 bis 370 Kilometern in seine Umlaufbahn gebracht werden. Den westlichen Staaten zufolge könnte die Technologie zum Transport von Satelliten auch dazu verwendet werden, Atomwaffen abzufeuern.
Der Iran wehrte sich zudem gegen Terror-Verdächtigungen aus den USA. Der Verdacht, dass der Iran einen Terroranschlag in den USA planen könnte, sei "paranoid", sagte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums. Am Dienstag hatte US-Geheimdienstdirektor James Clapper vor dem Kongress erklärt, der Iran sei bereit, Terrorattacken auf amerikanischem Boden zu veranlassen, wenn er sich von den USA und dessen Verbündeten bedroht fühle. "Wir weisen diese haltlosen Anschuldigungen kategorisch zurück", sagte Außenministeriumssprecher Ramin Memanparast in Teheran.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP