"Null Chancen, dass ich aufgebe" Trump hält an Kandidatur fest
08.10.2016, 20:54 Uhr
"Jeder der mich kennt, weiß, dass diese Worte nicht wiedergeben, wer ich bin": Donald Trump muss sich öffentlich entschuldigen.
(Foto: dpa)
Die auf Video gebannten Entgleisungen von Donald Trump verdüstern seine Aussichten im Wahlkampf. Der Kandidat der Republikaner sieht sich mit Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen konfrontiert. Selbst sein Vize Mike Pence geht auf Distanz.
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump denkt trotz des Skandals um vulgäre Äußerungen über Frauen nicht an einen Rückzug aus dem Wahlkampf. "Es gibt null Chancen, dass ich aufgebe", sagte der Republikaner dem "Wall Street Journal" zu Forderungen von Parteikollegen, seine Kandidatur zu beenden. "Ich gebe niemals, niemals auf (...). Die Unterstützung, die ich erfahre, ist unglaublich, denn Hillary Clinton ist eine Kandidatin mit schrecklich vielen Fehlern."
Die "Washington Post" hatte vor dem Wochenende ein Video aus dem Jahr 2005 veröffentlicht, in dem Trump sich abfällig über Frauen äußert. Das hatte auch bei führenden Parteivertretern Empörung und sogar vereinzelte Rufe nach einem Rückzug ausgelöst.
"Wenn Du ein Star bist, dann lassen sie Dich ran", prahlte Trump im Gespräch mit einem Fernsehmoderator, das ohne sein Wissen im September 2005 aufgezeichnet wurde. "Pack sie an der Muschi", fügte der damals 59-Jährige hinzu. "Du kannst alles machen."
Pence: "Kann das nicht verteidigen"
Welche Wellen diese Aussagen in der US-Öffentlichkeit schlagen, lässt sich unter anderem an Wortmeldungen aus dem republikanischen Lager ablesen. Trumps Vizepräsidentschaftskandidat Mike Pence reagierte mit Empörung auf die vulgären, frauenverachtenden Äußerungen des Spitzenkandidaten. "Als Ehemann und Vater war ich empört über die Worte und von Donald Trump beschriebenen Handlungen", erklärte Pence. "Ich billige seine Äußerungen nicht und kann sie nicht verteidigen."
Das TV-Duell mit der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton am Sonntagabend sei eine Gelegenheit "zu zeigen, wie es in seinem Herzen aussieht", erklärte Pence. Der erzkonservative Gouverneur des Bundesstaats Indiana ist ein evangelikaler Christ, der beispielsweise gegen die Homo-Ehe und das Recht auf Abtreibung eintritt.
"Dagegen sehe ich wie ein Baby aus"
Um den Unmut in der eigenen Partei etwas entgegenzusetzen, hatte Trump zunächst versucht, seine Äußerungen zu relativieren: "Das waren Umkleidekabinen-Witze, ein privates Gespräch, das vor vielen Jahren stattfand." In der Nacht zu Samstag bemühte er sich schließlich mit einer Entschuldigung um Schadensbegrenzung: "Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich bedauere", betonte er. "Jeder der mich kennt, weiß, dass diese Worte nicht wiedergeben, wer ich bin", fuhr Trump fort und bekräftigte: "Ich habe es gesagt, es war falsch, und ich entschuldige mich".
Zu seinen Äußerungen in dem Video sagte Trump: "Leute verstehen es. Sie verstehen Leben." Auch seine Frau Melania und seine Tochter Ivanka hätten volles Verständnis. Die Kritik an seinen Äußerungen konterte Trump: "Geht hinter die verschlossenen Türen der Politiker und Experten, die so tun, als ob sie heilig seien, und schaut, was sie sagen. Dagegen sehe ich wie ein Baby aus."
TV-Duell geht in Runde 2
Vier Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl treffen die Kandidaten Hillary Clinton und Donald Trump in der Nacht zum Montag (03.00 Uhr MESZ) zu ihrem zweiten Fernsehduell aufeinander. Eines der beherrschenden Themen dürfte das kurz vor der Debatte aufgetauchte Video von 2005 mit den Entgleisungen des Republikaners sein.
Trump deutete an, dass er im Fernsehduell die früheren außerehelichen Eskapaden von Ex-Präsident Bill Clinton, dem Ehemann seiner Rivalin, zur Sprache bringen wolle. Das erste Duell vor knapp zwei Wochen hatte die Demokratin nach überwiegender Einschätzung für sich entscheiden können. Das dritte und letzte Kandidatenduell ist für den 19. Oktober geplant.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa