Politik

72 Stunden ohne Blutvergießen UN verkündet neue Waffenruhe im Jemen

Ein Blumenkranz erinnert an die bei dem Luftangriff am vergangenen Samstag getöteten Menschen.

Ein Blumenkranz erinnert an die bei dem Luftangriff am vergangenen Samstag getöteten Menschen.

(Foto: REUTERS)

Der verheerende Luftangriff auf eine Trauerfeier mit mindestens 140 Toten scheint bei allen Kriegsparteien Spuren hinterlassen zu haben: Ein halbes Jahr nach der letzten Feuerpause schweigen im Jemen zumindest kurzzeitig die Waffen.

In der Hoffnung, damit einer Rückkehr zu Friedensgesprächen den Weg zu bereiten, hat die UNO eine 72-stündige Waffenruhe für den Jemen verkündet. Die dreitägige, landesweite Feuerpause werde in der Nacht zu Donnerstag in Kraft treten, teilte der UN-Sondergesandte für den Jemen, Ismail Ould Cheikh Ahmed, in New York mit. Alle "jemenitischen Parteien" hätten ihm versichert, sich an die Waffenruhe zu halten.

Nach einem Luftangriff der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition auf eine Trauerfeier in Sanaa am 8. Oktober mit mehr als 140 Toten war international der Druck gestiegen, in dem Konflikt zu einer Waffenruhe zurückzukehren. Am Sonntag rief US-Außenminister John Kerry nach Gesprächen mit europäischen Kollegen in London die Konfliktparteien zu einer sofortigen Waffenruhe sowie zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.

Im Jemen hatten die schiitischen Huthi-Rebellen im Januar 2015 Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht und Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi zur Flucht aus der Hauptstadt gezwungen. Als die Rebellen und ihre Verbündeten in der Armee im März 2015 auf die südliche Hafenstadt Aden vorrückten, floh Hadi weiter nach Riad. Daraufhin griff Saudi-Arabien an der Spitze einer Militärkoalition ein, um die Huthis zurückzudrängen.

Seither wurden in dem Konflikt nach Angaben der UNO mehr als 6900 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Zudem lösten die Kämpfe eine schwere humanitäre Krise in dem ohnehin schwach entwickelten Staat aus. Trotz der massiven Luftangriffe der Militärkoalition und der Entsendung von Bodentruppen kontrollieren die Rebellen jedoch weiterhin die Hauptstadt und große Landesteile im Norden und Zentrum des Landes.

Mehrmonatige Verhandlungen in Kuwait wurden Anfang August ohne Fortschritte abgebrochen. Der UN-Sondergesandte bezeichnete die neue Waffenruhe als Wiederaufnahme einer Feuerpause vom 10. April, die später zusammengebrochen war. Er betonte, die neuerliche Waffenruhe werde "der jemenitischen Bevölkerung weiteres Blutvergießen ersparen und erlauben, die Lieferung humanitärer Hilfe auszuweiten".

Der UN-Vermittler rief alle Beteiligten auf, dafür zu sorgen, dass die Waffenruhe zur dauerhaften Beilegung des Konflikts führt. Präsident Hadi hatte bereits im Vorfeld erklärt, eine 72-stündige Waffenruhe zu akzeptieren. Laut Experten war zuletzt auf beiden Seiten die Bereitschaft zu einer Rückkehr zu Verhandlungen gestiegen, da die Kosten für die Konfliktparteien zunehmend unerträglich werden.

Das erste Opfer des Konflikts ist aber die Zivilbevölkerung: Mehr als drei Millionen Jemeniten wurden nach Angaben der Vereinten Nationen durch die Kämpfe aus ihren Häusern vertrieben. Ebenso viele sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen und 1,5 Millionen Kinder leiden unter Unterernährung. Infolge einer Blockade durch die Militärkoalition ist die Versorgungslage in vielen Landesteilen extrem schwierig.

Quelle: ntv.de, jve/AFP

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