Politik

Angriffe auf Syrien UN verzeichnen neue Flüchtlingswelle

Ein syrisches Flüchtlingskind aus Aleppo in einem Camp für Flüchtlinge im Libanon.

Ein syrisches Flüchtlingskind aus Aleppo in einem Camp für Flüchtlinge im Libanon.

(Foto: picture alliance / dpa)

Seit September greifen die Russen Syrien aus der Luft und in einer Bodenoffensive an. Immer mehr Menschen fürchten um ihr Leben und versuchen dem Krieg zu entkommen. Die Uno spricht von einer neuen Massenflucht.

Russische Luftangriffe und eine Bodenoffensive des syrischen Regimes haben im Norden des Landes eine neue Massenflucht ausgelöst. Etwa 35.000 Menschen hätten ihre Heimatorte südlich der Stadt Aleppo verlassen, sagte eine Sprecherin des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA). Regimegegner berichteten zugleich von dramatischen Zuständen. "Die Menschen schlafen mit ihren Kindern seit zwei Tagen unter freiem Himmel", sagte der Aktivist Firas al-Halabi. Ihnen fehle das Nötigste. "Sie haben ihre Häuser nur mit ihren Kleidern am Leib verlassen." Saidun al-Soabi, Leiter einer oppositionellen Hilfsorganisation, bezifferte die Zahl der Flüchtlinge sogar auf 70.000 bis 100.000. "Das ist eine humanitäre Katastrophe", sagte er.

Die syrische Armee und ihre Verbündeten hatten vor einigen Tagen mit russischer Luftunterstützung einen Großangriff auf Rebellengebiete südlich von Aleppo begonnen. Laut OCHA flohen die Menschen aus der Region um die Orte Al-Hadir und Al-Serbeh. Die Flüchtlinge bräuchten dringend Lebensmittel und Notunterkünfte, sagte die Sprecherin des UN-Büros. Die Hilfsorganisation seien sehr besorgt, da sich die Temperaturen sänken und es vor allem nachts immer kälter werde. Oppositionsmedien berichteten zugleich, Hubschrauber des Regimes hätten über Vierteln im Süden Aleppos Flugblätter abgeworfen, in denen vor weiteren heftigen Luftangriffen gewarnt werde. Darin würden die Menschen aufgerufen, die Stadt zu verlassen, meldete die Nachrichtenseite Orient News.

Die Rebellen kontrollieren den Osten und Süden Aleppos, Regimeanhänger den Westen. Bei russischen Luftangriffen auf Rebellen starben im Nordwesten Syriens mindestens 45 Menschen. Die Opfer in der Provinz Latakia seien Kämpfer und Zivilisten, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Dutzende wurden demnach verletzt. Der oppositionellen Nachrichtenseite Syria Direct zufolge gehörten die meisten Toten zur gemäßigten Freien Syrischen Armee (FSA).

Wen unterstützt Russland?

Russland hatte Ende Januar mit Luftangriffen in Syrien begonnen und erklärt, damit die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekämpfen zu wollen. Die meisten Bombardierungen richten sich laut Aktivisten jedoch gegen Rebellen, die mit dem IS verfeindet sind. Die russische Luftwaffe unterstützt damit mehrere Bodenoffensiven des Regimes von Präsident Baschar al-Assad.

Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, dass seit dem 30. September bei russischen Luftangriffen 243 Rebellen und 127 Zivilisten getötet worden seien. Von den getöteten Rebellen hätten 52 dem Islamischen Staat (IS) angehört. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netz von Informanten vor Ort, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum überprüfbar.

Quelle: ntv.de, kpi/AFP7dpa

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