US-Wahl 2020

Wer in den USA wie gewählt hat Trump-Wählern geht es um Geld und Sicherheit

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Trump-Unterstützer mit lateinamerikanischen Wurzeln in Miami.

(Foto: REUTERS)

Die ersten Nachwahlbefragungen zeichnen ein klares Bild von Trumps Wählern: ländlich, weiß, weniger gebildet und vor allem enthusiastisch für den Amtsinhaber. Die Biden-Wähler hingegen wollten in erster Linie Trump loswerden. Eine Bevölkerungsgruppe überrascht.

Diese US-Präsidentschaftswahl hat nicht enttäuscht: Sie ist denkbar spannend. In vielen Bundesstaaten lieferten sich US-Präsident Donald Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ob Trump gewinnt oder nicht: Er hat unter anderem in Florida und Ohio viel stärker abgeschnitten, als einige der klügsten und mit viel Geld ausgestatteten Köpfe der USA es errechnet hatten.

Auch wenn sich nach dem für die Umfrage-Institute peinlichen Aus für Hillary Clinton 2016 diesmal kaum jemand hatte hundertprozentig festlegen wollen: Ein Durchmarsch Bidens wurde zumindest bis zum Schluss für möglich gehalten. Dabei hätte spätestens der riesige Andrang bei Trumps Wahlkampf-Events in den vergangenen Tagen Warnung genug sein müssen. Trump hat in Teilen der Bevölkerung immer noch eine immense Unterstützung, auch wenn sich das in Umfragen nur teilweise zeigt.

Als mögliche Ursache gilt ein Phänomen namens "shy vote", die schüchterne Stimme. Menschen würden sich demnach womöglich nicht trauen, zu ihrer Wahlentscheidung für Trump zu stehen, weil sie negative Folgen für sich befürchten. "Wenn du nicht frei bist, deine politische Meinung in der Öffentlichkeit zu sagen, aus Angst vor Konsequenzen, weil du deinen Job verlieren könntest, ist das kein freies Land", schimpfte der konservative, Trump-nahe TV-Moderator Tucker Carlson.

An der Wahlurne ist das aber egal: Laut "New York Times"-Umfrage ging es 52 Prozent der Trump-Wähler vor allem darum, den Milliardär im Amt zu bestätigen. Nur 30 Prozent wollten Biden unbedingt verhindern. Bei den Demokraten war es anders herum: 68 Prozent der Biden-Wähler wollten in erster Linie Trump abgewählt wissen. Nur 47 Prozent wählten Biden vor allem um seiner Person willen. Enthusiasmus sieht anders aus.

Männlich und weiß gegen schwarz und weiblich

Erste Nachwahl-Umfragen geben einen Einblick, welche Wählerschichten hinter Trumps starkem Abschneiden stehen. So ist Trump laut "New York Times" bei Männern etwas beliebter, von denen mit 49 Prozent ein Prozentpunkt mehr den amtierenden Präsidenten wählte. Frauen, die 53 Prozent der Wähler ausmachen, neigen hingegen zu 56 Prozent Biden zu. Im Altersvergleich holte Biden mehr Stimmen bei den Jüngeren, darunter 62 Prozent der Wähler bis 29 Jahren. Die machen aber nur 17 Prozent aller Wähler aus. Trump liegt dafür bei den Wählern ab 45 Jahren, die 60 Prozent aller Wähler ausmachen, knapp vorn.

Von den weißen Wählern, die immer noch 65 Prozent aller Wähler stellen, stimmten der "New York Times" zufolge 57 Prozent für Trump und nur 42 für Biden. Schwarze, die nur 12 Prozent der Wähler stellen, stimmten demnach zu 87 Prozent für Biden. Die mit einem Gesamtanteil von 13 Prozent ähnlich stark vertretenen Hispanics waren nicht ganz so eindeutig in ihrem Wahlverhalten: Immerhin 66 Prozent stimmten für Biden, 32 Prozent aber für den Kandidaten, der sich in den vergangenen fünf Jahren oft abfällig über Einwanderer aus Lateinamerika geäußert hatte.

Auch Latinos wählen Trump

Das Wahlverhalten der Latinos im umkämpften Bundesstaat Florida war ersten Analysen zufolge auch ausschlaggebend für Trumps dortigen Sieg. Die "enge Beziehung" des Amtsinhabers zu den kubanischen und venezolanischen Gemeinden in Miami habe "das Gleichgewicht zugunsten von Trump gekippt", sagte Jorge Duany, Leiter des kubanischen Forschungsinstituts an der Universität FIU, der Nachrichtenagentur AFP. Trump hatte dort vor allem Stimmung gemacht, indem er Biden als sozialistischen Kandidaten zeichnete - eine politische Richtung, auf die diese Einwanderer wegen der Diktaturen in ihren Herkunftsländern allergisch reagieren.

Carlson verwies in "Fox News" darauf, dass Trump nicht nur bei den Latino-Wählern in Florida gut abgeschnitten habe. Er nannte beispielhaft den texanischen Bezirk Starr an der Grenze zu Mexiko, wo zu 95 Prozent Hispanics leben und das Jahreseinkommen mit durchschnittlich 7000 Dollar im Jahr zu den niedrigsten der USA zähle: Biden erzielte von den mehr als abgegebenen 17.000 Stimmen gerade einmal 5 Prozentpunkte mehr als Trump, nachdem Clinton dort 2016 noch deutlich vorne lag. "Die Menschen wählen entlang wirtschaftlicher, nicht ethnischer Fragen", behauptete Carlson.

Evangelikale fest an Trumps Seite

Tatsächlich gilt das zumindest für Trump-Wähler: Der "New York Times"-Analyse zufolge nannten 82 Prozent seiner Wähler die Wirtschaft als einen ausschlaggebenden Grund für ihre Wahlentscheidung. Von ihnen gaben 72 Prozent an, ihre finanzielle Situation sei heute besser als vor vier Jahren. Von den Biden-Wählern behaupten das nur 25 Prozent. Für sie waren bei der Wahlentscheidung die wichtigsten Themen Rassenungleichheit, die Corona-Pandemie und das Gesundheitssystem. Für diese Aspekte brachten Trump-Wähler vergleichsweise geringes Interesse auf. Neben der Wirtschaft interessierte Trumps Wähler vor allem die innere Sicherheit, die Trump in seiner Kampagne als akut bedroht darstellte.

Die "New York Times" erfuhr aus den Nachwahlbefragungen noch andere interessante Dinge über die Wähler. Trump-Wähler leben öfter in kleinen Ortschaften als Biden-Wähler, was sich auch an der hohen Zustimmung in den mittleren Flächenstaaten zeigt. Dass Trump-Wähler deutlich öfter keinen College-Abschluss haben als die Unterstützer Bidens, scheint ebenfalls ins Bild zu passen.

Überraschend deutlich ist aber Trumps Zuspruch bei den weißen Freikirchlern, Evangelikalen und Wiedergeborenen: Diese meist sehr konservativen Christen, die 27 Prozent aller Wähler stellen, stimmten zu 76 Prozent für Trump. Der Präsident hatte die Agenda dieser Wählergruppen konsequent bedient, etwa beim Thema Abtreibungsrecht und Waffen. Zudem gilt Vize-Präsident Mike Pence als christlicher Hardliner.

Quelle: ntv.de

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