Blutige Schlacht im Osten Ukrainer wehren weitere Angriffswelle auf Bachmut ab
03.03.2023, 20:28 Uhr
Die Schlacht um Bachmut könnte kurz vor dem Ende stehen. Offenbar dringen die Russen immer weiter vor und stehen kurz vor einer Einkesselung. Doch noch immer halten die Ukrainer dagegen, wie der Generalstab jetzt mitteilt.
Russische Truppen haben ihre Sturmangriffe gegen die ostukrainische Stadt Bachmut fortgesetzt. "Der Feind ist weiterhin bemüht, die Stadt einzukreisen", teilte der ukrainische Generalstab in seinem täglichen Lagebericht mit. Eine Serie von Angriffen an verschiedenen Schwerpunkten rund um Bachmut sei von den ukrainischen Verteidigern abgewehrt worden.
Das russische Militär versucht schon seit Monaten, die Stadt zu erobern. Der Chef der dort eingesetzten russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, sagte, seine Kämpfer hätten die Stadt fast vollständig eingekesselt. "Es gibt nur noch eine Straße (hinaus)", behauptete er in einer Videobotschaft. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Die Stadt, die einst 74.000 Einwohner zählte, ist inzwischen weitgehend zerstört. Nach Schätzungen der Behörden leben noch rund 5000 Zivilisten in Bachmut.
Dagegen beharrt die ukrainische Seite darauf, dass die Stadt weiter verteidigt werde. Allein am Donnerstag hatte das ukrainische Militär nach eigenen Angaben mehr als 85 Angriffe in den fünf Hauptsektoren der Front zurückgeschlagen, teilte der Generalstab am Morgen mit. "Ja, es ist schwierig und hart, aber wir wissen, wie wir weiter vorgehen", sagte der Sekretär des Sicherheitsrates, Oleksij Danilow, dem Portal RBK-Ukraina. Einer ukrainischen Aufklärungseinheit, die mit Drohnen arbeitet, wurde indes nach Angaben ihres Kommandeurs befohlen, sich zurückzuziehen.
Möglichst hohe Verluste der Russen
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow schloss in einem Interview der "Bild"-Zeitung nicht aus, dass Bachmut an die Russen fallen könnte. Dies würde aber lediglich bedeuten, "dass sie einen kleinen Sieg erringen", sagte er. Nach dem Verlust der Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk 2022 gehört Bachmut zur nächsten Verteidigungslinie der Ukraine im Donbass. Mit den Stellungskämpfen hat die ukrainische Armee Russland zu möglichst hohen Verlusten an Soldaten und Material gezwungen.
Die ukrainische Führung hat erklärt, Bachmut in der Region Donezk habe begrenzten strategischen Wert, sie will den russischen Vormarsch aber verhindern. Russland dagegen erhofft sich von einer Einnahme Bachmuts einen wichtigen Schritt hin zur Eroberung des Rests des umliegenden Industriegebiets Donbass, das aus den Regionen Donezk und Luhansk besteht.
"Was hätten sie davon?"
Zur strategischen Bedeutung Bachmuts gibt es unterschiedliche Einschätzungen. So sagten die früheren hochrangigen US-Generale Ben Hodges und Stephen Twitty ntv.de, dass ein Durchbruch kaum Folgen hätte. Hodges begründete das damit, dass die Russen nicht über ausreichend Truppen verfügten, um dann vorzustoßen. Twitty sagte: "Selbst wenn Bachmut an die Russen fällt, was hätten sie davon? Sie hätten damit kein strategisches Ziel erreicht."
Dagegen warnte der Politologe Carlo Masala bei ntv davor, dass die Russen 80 Kilometer vorrücken könnten, sollte Bachmut fallen. Der deutsche Brigadegeneral Christian Freuding sagte vergangene Woche: "Die Stadt hat aber auch eine rein taktische Bedeutung. Wenn man sich die Straßenverbindungen ansieht, dann sieht man, dass der Verlust von Bachmut und der weiter westlich gelegenen Kreisstraße bedeuten würde, dass die Versorgung der ukrainischen Truppen sehr viel schwieriger werden würden", sagt Freuding. "Die ukrainischen Truppen müssten Gelände aufgeben in einer Tiefe von bis zu 30 Kilometern."
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/rts