Anschlag in Jerusalem Unbekannter schießt Aktivisten nieder
30.10.2014, 02:43 Uhr
Nervosität am Anschlagsort: Schwer Sicherheitskräfte sichern die Umgebung ab.
(Foto: REUTERS)
Der Vorfall dürfte die Spannungen im Nahen Osten neu anheizen: Inmitten der multireligiösen Metropole Jerusalem greift ein Motorradfahrer mit einer Schusswaffe einen bekannten Aktivisten aus dem rechten jüdischen Spektrum an.
In Westen Jerusalems hat ein Unbekannter den jüdischen Aktivisten Jehuda Glick niedergeschossen. Er sei auf offener Straße von einem Motorradfahrer angegriffen und verletzt worden, teilte die Polizei mit. In der israelischen Öffentlichkeit hat sich Glick einen Namen gemacht als Vertreter einer kompromisslosen Linie in der interreligiösen Debatte. Offensiv wirbt er für einen freien Zugang religiöser Juden zum Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem, der auch Moslems heilig ist.
Nach Polizeiangaben konnte der Motorradfahrer nach dem Attentat unerkannt flüchten. Israelische Sicherheitskräfte errichteten Straßensperren, um seine Flucht ins Umland oder über die nahe Grenze zu verhindern. Der israelische Bürgermeister der Stadt, Nir Barkat, sprach im Radio von einem "terroristischen Angriff", der offenkundig mit dem jüngst eskalierten Streit über den Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt zu tun habe.
Ein Funke im Pulverfass?
Wie schwer das etwa 50 Jahre alte Opfer bei dem Anschlag verletzt wurde, ist noch unklar. Der rechtsgerichtete Aktivist soll Berichten zufolge kurz vor dem Attentat an einer Konferenz teilgenommen haben, bei der es um jüdische Ansprüche auf den Tempelberg ging. Die drittheiligste Stätte des Islam mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom gilt als einer der Brennpunkte des israelisch-palästinensischen Konflikts. Ein politisch motiviertes Attentat könnte die Spannungen im Nahen Osten neu anfachen.
Zur Identität des Attentäters liegen bislang keinerlei Informationen vor. Über etwaige politische Motive kann nur spekuliert werden. Dennoch dürfte der Vorfall die Atmosphäre im Nahen Osten überschatten. Seit Ende des Gaza-Krieges im August sind die Spannungen im arabischen Ostteil Jerusalems ohnehin deutlich gestiegen. Fast jede Nacht kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern. Zuletzt hatten Berichte darüber, dass Israel möglicherweise Gebete von Juden auf dem für Muslime heiligen Areal erlauben wolle, zu neuerlichen Krawallen geführt.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts