Bei Putin in Ungnade gefallen? Oberster Schlächter von Butscha festgenommen
05.07.2024, 10:38 Uhr Artikel anhören
Russische Truppen töteten in dem kleinen Ort massenweise Zivilisten, die anschließend auf den Straßen lagen.
(Foto: IMAGO/xcitepress)
Butscha steht wie kein anderer Ort für die Gräuel russischer Kriegsverbrechen. Die vielen toten Zivilisten auf den Straßen nahe Kiew haben Teile der Weltgemeinschaft erschüttert. Nun befindet sich einer der Verantwortlichen in Haft - allerdings nicht wegen des Massakers.
Der Befehlshaber der russischen 83. Luftlandebrigade, Artjom Gorodilow, ist laut Angaben des Kreml-Sprachrohrs TASS wegen Betrugs in Höhe von rund 10.000 Euro angeklagt und festgenommen worden. Ihm drohen demnach bis zu zehn Jahre Haft. Gorodilow bekennt sich dem Bericht zufolge nicht schuldig und will auf einen Freispruch bestehen. Laut der Nachrichtenagentur hat das Militärgericht den Offizier bis zum 19. August in eine Untersuchungshaftanstalt geschickt.
Gorodilow diente einst als Kommandeur des russischen 234. Luftlanderegiments, das laut einem Bericht der "New York Times" unter seiner Führung im März 2022 für das Massaker an ukrainischen Zivilisten in Butscha verantwortlich gewesen sein soll.
Der wahre Grund für die jetzige Betrugs-Anklage von Gorodilow könnten laut Institut für Kriegsstudien (ISW) schwere Verluste in der Region Charkiw sein. Ukrainische Beamte hätten kürzlich berichtet, dass das russische Militärkommando versucht habe, Teile von Gorodilows 83. Luftlandebrigade aus der Richtung Charkiw abzuziehen, nachdem sie erhebliche Verluste erlitten hatten, die sie "unbrauchbar" machten.
In der ukrainischen Region Charkiw an der Grenze zum russischen Belgorod hatten die Kreml-Truppen vor wenigen Monaten eine dritte Front eröffnet und waren zunächst rasch vorgestoßen. Der Vormarsch wurde von den ukrainischen Streitkräften jedoch nach kurzer Zeit aufgehalten und teilweise zurückgeschlagen. Seitdem hat sich die Lage für die russischen Truppen verschärft, die Offensive droht zu scheitern.
"Grobe Inkompetenz"
"Der russische Präsident Wladimir Putin und die russische Militärführung bestrafen Gorodilow möglicherweise für das, was Putin als grobe Inkompetenz ansieht, da er militärische Ziele verfehlte, was gleichzeitig den Tod einer beträchtlichen Anzahl russischer 'Elite'-Soldaten in Richtung Charkiw zur Folge hatte", schreibt das ISW in einer Analyse.
Die russischen Luftlandetruppen seien vor dem Einmarsch in der Ukraine weithin als Elite angesehen worden und die russische Militärführung würde sie möglicherweise immer noch als solche betrachten, so die US-Denkfabrik.
Russische Behörden hatten in letzter Zeit vermehrt Beamte im russischen Verteidigungsministerium und hochrangige Militäroffiziere unter Anschuldigungen verhaftet, die nichts mit ihren Positionen zu tun haben. Diese Vorgänge werden von Beobachtern auch als "Säuberungen" bezeichnet, um in Ungnade gefallene Personen zu beseitigen.
Quelle: ntv.de, rog