Doch keine Rücktrittsabsicht Westerwelle dementiert
19.09.2010, 17:58 UhrEin Zeitungsbericht löst heftige Spekulationen über einen bevorstehenden Rücktritt von FDP-Chef Westerwelle aus. "In meinem Urlaub auf Mallorca habe ich über einen Rücktritt vom Parteivorsitz nachgedacht", soll Westerwelle gesagt haben. Er erwarte ein Signal aus der Partei, dass er die FDP weiter führen solle. Am Abend dann das Dementi: "Da können Sie mal sehen, wie schnell Gerüchte entstehen."

"Nie darüber nachgedacht": Guido Westerwelle. Das Wort in seinem Rücken heißt natürlich "Leidenschaft".
(Foto: dpa)
FDP-Chef Guido Westerwelle hat Spekulationen über einen möglichen Rückzug von der Parteispitze dementiert. Auf die Frage, ob er über einen Rücktritt nachgedacht habe, antwortete er bei einem Empfang der sächsischen FDP in Dresden mit "Nein". "Da können Sie mal sehen, wie schnell Gerüchte entstehen."
Auslöser der Spekulationen war ein Bericht der "Bild am Sonntag". Unter Berufung auf Vertraute hatte das Blatt Westerwelle mit dem Satz zitiert: "In meinem Urlaub auf Mallorca habe ich über einen Rücktritt vom Parteivorsitz nachgedacht." Anlass seien die schlechten FDP-Umfragewerte und vor allem geringer Rückhalt in der eigenen Partei.
Die Äußerungen soll der FDP-Chef am Rande eines Fraktionsfestes drei Tage vor seiner Hochzeit am Freitag gemacht haben. Der Urlaub mit seinem Ehepartner Michael Mronz liegt vier Wochen zurück.
Lindner sieht großen Rückhalt
Vor Westerwelles Dementi hatte bereits FDP-Generalsekretär Christian Lindner die Rücktrittsabsicht zurückgewiesen. "Wir sind entschlossen, mit Guido Westerwelle jetzt wieder in die Offensive zu kommen. Die Regionalkonferenzen zeigen seinen großen Rückhalt an der Parteibasis", sagte Lindner der "Neuen Westfälischen".
"Die SPD hat in schwierigen Zeiten immer sofort die Vorsitzenden ausgetauscht. Wir sind solidarischer als die SPD", so Lindner, dem selbst Ambitionen auf den Chefsessel nachgesagt werden.
Wegen der schlechten Stimmung an der Parteibasis hatte die FDP-Führung vier Regionalkonferenzen anberaumt. Nach einer ersten Konferenz in Siegburg stellte sich Westerwelle am Sonntag in Ulm. Weitere Konferenzen folgen am 30. September in Schwerin und am 8. Oktober in Halle.
Keine unterstützt den Chef
Wie die "Bild am Sonntag" schreibt, sei Westerwelle vor allem über mangelnden Rückhalt in der Partei enttäuscht. Als der saarländische FDP-Generalsekretär Rüdiger Linsler seine Ablösung von der FDP-Spitze forderte, seien ihm nur wenige Parteifreunde beigesprungen. Verärgerung hätten auch die Sticheleien von Hessens FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn ausgelöst, der die Trennung von Parteivorsitz und Außenministeramt in Gespräch gebracht hatte. Auch FDP-Bundes-Generalsekretär Lindner lasse an Unterstützung für Westerwelle vermissen und denke eher an seine eigene weitere Parteikarriere.
Ebenso seien Äußerungen des FDP-Ehrenvorsitzenden Hans-Dietrich Genscher, wonach sich die FDP zu sehr auf das Thema Steuersenkungen eingeengt habe, von Westerwelle als Kritik an seiner Linie verstanden worden, schreibt die Zeitung weiter. Westerwelle erwarte noch rechtzeitig vor den wichtigen Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz im März 2011 ein Signal aus der Partei, dass er die FDP weiter führen solle.
Brüderle verteidigt Westerwelle
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) verteidigte Westerwelle. "Es wäre unfair und falsch, die Probleme auf eine Person zu reduzieren. Die Mannschaft muss jetzt zusammenstehen", sagte Brüderle. Unter Westerwelle habe die FDP das beste Ergebnis ihrer Geschichte erreicht. "Seine Stärken werden bald wieder deutlicher werden. Ich stehe hinter ihm", betonte Brüderle. Auf die Frage, ob er bereit stehe, falls Westerwelle aufgibt, sagte Brüderle: "Wir haben als Team gewonnen und werden als Team die Herausforderungen meistern."
Die FDP hatte bei der Bundestagswahl vor einem Jahr ein überraschend hohes Ergebnis eingefahren, ist seither aber in Umfragen auf fünf Prozent abgestürzt. Damit stünde sogar ein Wiedereinzug in den Bundestag auf der Kippe. Der rasante Vertrauensverlust wird Westerwelle angelastet.
Lesen Sie auch den n-tv.de Parteien-Check:
Quelle: ntv.de, hdr/dpa/rts