Chronologie des Rauswurfs Wie Merkel Röttgen schasste
17.05.2012, 20:26 Uhr
Angela Merkel setzte ihrem Umweltminister ein Ultimatum. Norbert Röttgen ließ es verstreichen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein bockiger Bundesumweltminister, ein bissiger CSU-Chef und eine erboste Kanzlerin – das sind die Zutaten für das jüngste Rücktritts-Drama in der Union. Ein Medienbericht legt eine genaue Chronologie der letzten Amtstage des Norbert Röttgen vor. Ein Ende mit Ultimatum.
Kanzlerin Angela Merkel hat ihren Umweltminister Norbert Röttgen tatsächlich aus dem Amt gejagt. Davon ist zumindest die "Bild"-Zeitung überzeugt. Das Blatt legt jetzt eine genaue Chronologie des Karriereendes des CDU-Politikers vor.
Am Sonntagabend stand fest: Mit 26 Prozent für die CDU fährt Röttgen in Nordrhein-Westfalen ein. Geschlagen tritt er von seinem Amt als Landesvorsitzender zurück. Noch am Tag danach stärkte Kanzlerin Merkel dem Wahlverlierer demonstrativ den Rücken. Eine Haltung, die nicht lange währen sollte. Laut "Bild"-Bericht stimmte "die Chemie" zwischen den beiden schon an jenem Montag nicht mehr. Fernab von Kameras und Mikrofonen sagte Merkel ihrem Umweltminister angeblich, dass es so nicht mehr weitergeht.
Ein bissiger Bayer
Nur wenige Stunden später mischte sich CSU-Chef Seehofer in die Debatte ein – mit einem . Seehofer mokierte sich darüber, dass Röttgen seine Sympathie in Nordrhein-Westfalen in kürzester Zeit verspielt hat: "Innerhalb von sechs Wochen ist das weggeschmolzen wie ein Eisbecher, der in der Sonne steht." Hauptursache dafür war laut dem CSU-Mann, dass der Spitzenkandidat sich nicht darauf festlegen wollte, auch bei einer Wahlniederlage in der Landespolitik zu bleiben: "Das war ein ganz großer Fehler."

Er galt als Hoffnungsträger der Union. Doch dieser Tage erscheint seine politische Karriere endgültig am Ende.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wie viele Millionen Fernseh- und Internetnutzer sahen auch Merkel und Röttgen diesen bajuwarischen Wutausbruch. Am Dienstag lud die Kanzlerin ihren Minister zum Rapport. Der forderte Merkel auf, Seehofers Attacken zu rügen. Doch sie setzte Röttgen stattdessen ein Ultimatum, gab ihm bis Mittwochmorgen Zeit, um selbst vor die Presse zu treten und sein Amt niederzulegen. Andernfalls würde sie ihm die Entscheidung abnehmen. Röttgen reagierte laut "Bild"-Zeitung bockig.
Der Tag der Entscheidung begann für Röttgen um 9.30 Uhr mit einer regulären Kabinettssitzung. Er saß bleich und angespannt da. Das berichten zumindest seine Parteikollegen. Doch bereit zum Rücktritt war Röttgen nicht. Er ließ das Ultimatum der Kanzlerin verstreichen, hoffte vielleicht darauf, dass sie ihre Androhung nicht wahr machen würde.
90 Sekunden maximaler Distanz
Nachdem sich die Kabinettsmitglieder von ihren Stühlen erhoben, bat Merkel den Noch-Umweltminister zum Vier-Augen-Gespräch. Sie sagte ihm, dass hier nun Schluss sei.
Um 16.30 trat dann nicht Röttgen, sondern Merkel vor die Presse. "Ich habe heute Vormittag mit dem Bundespräsidenten gesprochen, und ich habe ihn gemäß Artikel 64 des Grundgesetzes vorgeschlagen, Norbert Röttgen von seinen Aufgaben als Bundesumweltminister zu entbinden." Sie räumte ein, dass Röttgen dazu beitrug, Grundlagen für die Energiewende zu schaffen. Doch dann fügte sie vielsagend hinzu: "Es ist offensichtlich, dass die Umsetzung noch große Anstrengungen erfordert."
90 Sekunden später verließ Merkel das Podium des Bundeskanzleramts. , ist nun ihr neuer Mann im Umweltministerium. Röttgen schweigt bis heute.
Quelle: ntv.de, ieh