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Was wir über die Attacke wissen Wie gelang der Hamas der Überraschungsangriff?

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Palästinenser durchbrechen einen Zaun am Gazastreifen.

Palästinenser durchbrechen einen Zaun am Gazastreifen.

(Foto: REUTERS)

Der Angriff der Hamas trifft Israel überraschend - und das fast genau 50 Jahre nach einer ähnlich traumatischen Attacke, dem Jom-Kippur-Krieg 1973. Noch sind das ganze Ausmaß der Attacke und viele Hintergründe ungeklärt. Wieso etwa ahnte Israels Geheimdienst nichts? Was bisher bekannt ist - und was nicht.

Was ist passiert?
Erneut befinden sich Israel und die Hamas im Krieg. Zuvor hatten die militanten Palästinenser am Morgen eine großangelegte Luft- und Bodenoperation aus dem blockierten Gazastreifen heraus auf israelisches Gebiet gestartet. Dabei wurden laut jüngsten Angaben aus Israel mindestens 200 Menschen getötet und 1452 Menschen verletzt. Zudem sollen laut israelischem Militär über 2000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen worden sein. Die Hamas sprach von über 5000 Raketen, die sie bei ihrer "Operation Al-Aksa-Flut" auf Israel abgefeuert habe und die nicht alle von der israelischen Raketenabwehr abgefangen werden konnten. Explosionen waren auch bis Tel Aviv und Jerusalem zu hören.

Mit wie vielen Kämpfern hat die Hamas angegriffen?
Laut israelischer Polizei sind 200 bis 300 Hamas-Terroristen am Morgen auf israelisches Staatsgebiet vorgedrungen, berichtete die Zeitung "Haaretz". Am Abend waren laut einem Armeesprecher immer noch Hunderte Hamas-Kämpfer auf israelischem Boden.

Wie gelangten die Hamas-Kämpfer nach Israel?
Laut der israelischen Armee sind die palästinensischen Kämpfer zu Land, zu See und zur Luft nach Israel gekommen. "In der ersten Angriffswelle hat die Hamas sowohl auf dem Landweg als auch aus der Luft mit Paraglidern und über See angegriffen", so Michael Horowitz, leitender Analyst des Thinktanks Le Beck, laut "Bild"-Zeitung. Es sei den militanten Palästinensern gelungen, den Grenzzaun zu durchbrechen, mehrere Außenposten der israelische Armee einzunehmen und mit Jeeps und Fahrrädern schnell auf israelisches Territorium vorzudringen, so Horowitz. Das israelische Militär teilte mit, die Marine habe zahlreiche palästinensische Kämpfer getötet, die über das Meer nach Israel eindringen wollten.

Wie hat Israels Armee auf den Angriff reagiert?
Israels Luftwaffe flog umgehend Vergeltungsangriffe auf Ziele im Gazastreifen, dabei wurden nach palästinensischen Angaben bis zum Abend mindestens 232 Menschen getötet und mindestens 1697 Menschen verletzt. Auch drei Hochhäuser mit mehr als zehn Stockwerken wurden in Gaza zerstört, wie Journalisten beobachteten. Der israelische Armee nannte ihren Einsatz "Eiserne Schwerter".

Was ist der Auslöser des aktuellen Angriffs?
Die von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas sprach am Morgen von einer "Militäroperation" gegen Israel. Militärchef Mohammed Deif sagte, man habe beschlossen, israelischen Verbrechen - wie er es nannte - ein Ende zu setzen.

Wieso haben israelische Geheimdienste nichts von den Plänen gewusst?
Das ist eine der Fragen, die bislang noch ungeklärt sind. Fest steht: Der massive Angriff der Hamas-Kämpfer hat die israelischen Geheimdienste überrascht. Insbesondere, was die verschiedenen Methoden des Eindringens betrifft, sagte ein hochrangiger Verteidigungsbeamter der "New York Times". Der zum Teil erfolgreiche Angriff habe einige bedeutende Schwächen des israelischen Verteidigungsapparats offenbart und "könnte Israels strategische Gesamtwahrnehmung der Hamas und des Gazastreifens verändern", so die Quelle.

Wie viele israelische Geiseln wurden genommen?
Kämpfer der islamistischen Hamas haben nach Angaben des israelischen Militärs Israelis in den Gazastreifen entführt. Darunter seien auch Soldaten, bestätigte ein Sprecher der Armee, ohne Angaben zur Zahl der Entführten zu machen. Ein Hamas-Sprecher sagte, dass zahlreiche israelische Soldaten und Offiziere gefangengenommen worden seien. Diese seien an gesicherten Orten und in Tunneln untergebracht.

Wie geht es nun weiter?
Hamas-Chef Ismail Hanijeh kündigte an, den Kampf vom Gazastreifen auf das Westjordanland und Jerusalem auszuweiten. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte: "Seit heute Morgen befindet sich der Staat Israel im Krieg." Israel wurde nach Militärangaben auch offiziell in Kriegsbereitschaft versetzt, Tausende Reservisten einberufen. Ein israelischer Repräsentant warnte, die im Gazastreifen herrschende islamistische Palästinenserorganisation Hamas habe mit ihrem Großangriff auf Israel "die Tore zur Hölle" geöffnet.

Quelle: ntv.de, kst/dpa/AFP

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