Debatte um Flüchtlingsverteilung Wien droht mit Kürzung der EU-Zahlungen
17.12.2015, 07:34 Uhr
Österreich gehört zu den Ländern, die am stärksten vom Zuzug der Flüchtlinge in die EU betroffen sind. Und wie die anderen Staaten auch beklagt Wien die Blockade-Haltung etlicher Mitgliedsstaaten in der Frage der Verteilung.
Österreich droht anderen EU-Ländern in der Flüchtlingskrise mit der Kürzung der EU-Beiträge seines Landes. "Wer unter dem Strich mehr Geld aus dem EU-Haushalt erhält als einzahlt, sollte sich bei einer fairen Verteilung der Flüchtlinge nicht einfach wegducken", sagte Bundeskanzler Werner Faymann vor dem EU-Gipfel der "Welt". Wer sich dennoch verweigere, "stellt die gesamte Finanzierung des EU-Haushalts in Frage und macht es Nettozahlern wie Österreich künftig sehr schwer, weiterhin so viel Geld einzuzahlen".
Solidarität sei keine Einbahnstraße, betonte Faymann mit Blick auf mittel- und osteuropäische Staaten, die sich der Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland und Italien bisher verweigern. Es seien im kommenden Jahr Änderungen im EU-Haushalt zulasten bestimmter Länder denkbar, sagte Faymann. "Der mehrjährige Finanzrahmen von 2014 bis 2020 wird im kommenden Jahr überprüft. Da werden wir uns ganz genau ansehen, welche Länder sich in der Flüchtlingsfrage besonders unsolidarisch verhalten", warnte der österreichische Bundeskanzler.
Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten beraten ab heute bei einem Gipfeltreffen in Brüssel über die Flüchtlingskrise. Insbesondere geht es um die umstrittenen Pläne der EU-Kommission für einen gemeinsamen Grenz- und Küstenschutz. Er soll nach dem Willen der EU-Kommission auch ohne Zustimmung von Mitgliedstaaten eingreifen können, um die EU-Außengrenzen zu sichern. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bereits Deutschlands Unterstützung für die Vorschläge der EU-Kommission zugesagt. Diese sollten möglichst rasch beraten und verabschiedet werden.
Vor dem Gipfel trifft sich die Gruppe der von der Flüchtlingskrise am stärksten betroffenen Staaten zudem zu Gesprächen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Davutoglu.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP