Kursk-Offensive sorgt für Unmut Putin-Zustimmung fällt auf Rekordtief seit Kriegsbeginn
31.08.2024, 17:08 Uhr Artikel anhören
Grund zur Sorge? "Nur" noch 72,4 Prozent der Russen unterstützen Putin - laut staatlichen Angaben.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Viele Russen sind unzufrieden mit ihrer Regierung, und seit der ukrainischen Offensive in Kursk werden es noch mehr. Selbst staatliche Meinungsforschungsinstitute müssen dies anerkennen - und Kremlchef Putin die schlimmsten Zustimmungswerte seit Kriegsbeginn attestieren. Diese bleiben jedoch weiterhin sehr hoch.
Nach dem ukrainischen Vorstoß in die russische Region Kursk nimmt die Unzufriedenheit der russischen Bevölkerung mit der Regierung und Präsident Wladimir Putin zu. Das berichtet das Institute for the Study of War (ISW) unter Berufung auf Umfragen von zwei staatlichen russischen Meinungsforschungsinstituten. Da diese Institute dem russischen Staat gehören und vom Kreml als Propagandainstrument genutzt werden, sind die Ergebnisse nur bedingt aussagekräftig.
Laut einer aktuellen Umfrage der in Moskau ansässigen Stiftung "Öffentliche Meinung" empfinden 28 Prozent der Russen Empörung oder Unzufriedenheit mit den Handlungen der russischen Regierung. Ende Juli lag dieser Wert noch bei 18 Prozent. Das ISW weist in seinem Bericht darauf hin, dass die Unzufriedenheit mit der Regierung seit November 2022 nicht mehr so hoch war. Damals hatte der Kreml eine Mobilmachung angeordnet, die in der Bevölkerung auf große Ablehnung stieß.
Das staatliche Meinungsforschungsinstitut WZIOM stellte fest, dass Putins Zustimmungsrate zwischen dem 12. und 18. August um 3,5 Prozentpunkte auf 73,6 Prozent gesunken ist – ein Rekordrückgang seit Beginn der großangelegten Invasion in die Ukraine im Februar 2022. Am Freitag veröffentlichte WZIOM eine weitere Umfrage, die einen zusätzlichen Rückgang der Zustimmung auf 72,4 Prozent zeigte. Dennoch unterstützen weiterhin fast drei Viertel der Russen Putins Politik.
In seinem Bericht betont das ISW, dass die Umfragen der beiden Institute "keine verlässliche Reflexion der tatsächlichen Stimmung in der russischen Gesellschaft" darstellen. Die Umfragen deuten jedoch darauf hin, dass der Kreml gezwungen ist anzuerkennen, dass die gesellschaftliche Unzufriedenheit seit Beginn des ukrainischen Vorstoßes in die Region Kursk gestiegen ist. Laut ISW hofft der Kreml wahrscheinlich, dass eine begrenzte Anerkennung dieser Unzufriedenheit verhindern könnte, dass ihm vorgeworfen wird, die Besorgnis der russischen Gesellschaft über den ukrainischen Vorstoß zu ignorieren.
Zahl der Kriegsbefürworter steigt
Am Freitag veröffentlichte auch das unabhängige russische Meinungsforschungsinstitut Lewada die Ergebnisse einer Umfrage zur Einstellung zum Krieg in der Ukraine. Demnach bleibt die Unterstützung für das Vorgehen der russischen Streitkräfte in der Ukraine seit Kriegsbeginn stabil hoch und liegt aktuell bei 78 Prozent. Laut der Studie ging die Zahl der Befürworter von Friedensverhandlungen im August um 8 Prozent auf 50 Prozent zurück, während die Zahl der Befürworter einer Fortsetzung des Krieges um 7 Prozent auf 41 Prozent stieg.
Lewada ist das einzige unabhängige Meinungsforschungsinstitut in Russland. Allerdings sind auch seine Umfragen oft nicht aussagekräftig, da viele Menschen aufgrund der politischen Repression und Überwachung ihre wahren Meinungen nicht äußern. Die Angst vor negativen Konsequenzen und die weit verbreitete Selbstzensur führen dazu, dass die Umfrageergebnisse häufig verzerrt sind und nicht das tatsächliche Meinungsbild der Bevölkerung widerspiegeln. Zudem könnte "Lewada" unter staatlichem Druck stehen, was die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse weiter beeinträchtigen könnte.
Quelle: ntv.de, uzh