Politik

Schon wieder Zschäpe will Anwältin entlassen

Die Angeklagte Beate Zschaepe steht zwischen ihren Anwaelten Anja Sturm und Wolfgang Heer.

Die Angeklagte Beate Zschaepe steht zwischen ihren Anwaelten Anja Sturm und Wolfgang Heer.

(Foto: imago/Sebastian Widmann)

Die Angeklagte im NSU-Prozess, Zschäpe, ist offenbar mit ihren Verteidigern nicht zufrieden. Schon einmal wollte sie diese entlassen, doch das Gericht lehnte das ab. Jetzt unternimmt Zschäpe einen neuen Versuch.

Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Beate Zschäpe, hat die Entlassung ihrer Verteidigerin Anja Sturm beantragt. Das gab der Vorsitzende Richter Manfred Götzl nach mehreren Verhandlungspausen bekannt.

Sturm gehört dem Team von drei Anwälten an, das Zschäpe in dem Verfahren vertritt. Gegen die beiden anderen Verteidiger Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl richtete sich ihr Antrag nicht. Sturms Kollege Wolfgang Heer beantragte daraufhin, den Verhandlungstag nicht fortzusetzen. Zur Begründung sagte er, "aufgrund der prozessualen Situation" sei eine "eingehende Beratung" mit Zschäpe nötig. Zschäpe selber äußerte sich nicht - wie sie ohnehin seit Beginn der Verhandlung schweigt.

Zschäpe hatte schon zu Verhandlungsbeginn Blickkontakt zu ihren Anwälten vermieden und anders als sonst nicht mit ihnen gesprochen. In den Pausen saß sie meist allein auf der Anklagebank und löste Kreuzworträtsel.

Zerrüttetes Verhältnis zu Anwälten

Das Vertrauen Zschäpes zu ihren Verteidigern gilt schon seit längerer Zeit als belastet. Vor einem Jahr hatte sie allen dreien das Vertrauen entzogen und sich dabei von einem Mannheimer Anwalt beraten lassen. Das Gericht war ihrem Wunsch nach neuen Prozessvertretern aber nicht gefolgt. Da es sich um Pflichtverteidiger handelt, hätte das Gericht zustimmen müssen.

Zschäpe hatte sich auch in einem Gespräch mit dem Gerichtspsychiater Norbert Nedopil kritisch über ihre Rechtsbeistände geäußert. Sie empfinde es als "belastend", dass sie auf "Fehler ihrer Anwälte aufpassen" müsse. Auch die Strategie, in der Verhandlung zu schweigen, setze ihr zu.

Im NSU-Prozess muss sich Zschäpe als Mittäterin der Serie von zehn überwiegend rassistisch motivierten Morden des Nationalsozialistischen Untergrunds" verantworten. Als Zeuge war am Mittwoch ein Mann geladen, der als Sänger einer Neonazi-Band in Jena mit Zschäpe und ihren beiden mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt bekannt gewesen sein soll. Er hätte allerdings auch ohne die neue Verteidigerkrise nicht vernommen werden können, weil er unentschuldigt nicht erschien, wie Richter Götzl feststellte.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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