Geplante Einlassung Zschäpe will Mittwoch aussagen
07.12.2015, 18:53 Uhr
Beate Zschäpe will ihre Sicht der Dinge verlesen lassen.
(Foto: REUTERS)
In dieser Woche könnte der NSU-Prozess eine entscheidende Wende nehmen. Die Hauptangeklagte will ihr Schweigen beenden. Dies sei seit mehr als vier Jahren ihr Wunsch, teilt ihr Anwalt mit. Nun steht auch der Termin.
Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe will nach Angaben ihres Anwaltes Mathias Grasel erst am Mittwoch im NSU-Prozess aussagen. "Ich darf mitteilen, dass die geplante Einlassung von Frau Zschäpe für kommenden Mittwoch (09.12.2015) vorgesehen ist", verkündete Grasel. Zschäpe steht psychisch offenbar unter großem Druck. Es habe "Vorfälle" in der Untersuchungshaft gegeben, über die er im Einzelnen aber keine Auskunft geben wolle, sagte er. "Bild" meldete, Zschäpe habe einen Nervenzusammenbruch erlitten, was Grasel aber nicht bestätigte.
Die geplante Aussage sei nicht in Gefahr, sagte Grasel weiter. Er sei mit seiner Mandantin "übereingekommen, dass wir das jetzt hinter uns bringen möchten". Er will eine Erklärung verlesen. "Diese Erklärung wird sich mit allen angeklagten Punkten beschäftigen, und wir werden da auf jeden einzelnen Punkt eingehen", sagte der Verteidiger dem Bayerischen Rundfunk. Konkret werde es darum gehen, was Zschäpe gewusst habe und worin sie involviert gewesen sei, erklärte Grasel. Fragen des Gerichts würden voraussichtlich nicht von Zschäpe selbst, sondern von ihm oder seinem Kollegen Herrmann Borchert beantwortet.
"Schweigen ist nicht mehr richtige Strategie"
Er sei zu der Überzeugung gelangt, dass "Schweigen hier nicht mehr die richtige Strategie ist, sondern dringend eine Erklärung geboten ist", erklärte Grasel, der vom Oberlandesgericht erst im Juli, nach mehr als zwei Jahren Prozessdauer, zum vierten Pflichtverteidiger bestellt worden war. "Das entspricht im Übrigen auch dem ursprünglichen Wunsch von Frau Zschäpe, der bereits seit Ihrer Verhaftung im Jahr 2011 so existierte", sagte Grasel.
Ursprünglich war spekuliert worden, dass Zschäpe womöglich schon am Dienstag aussagen könnte. Für den Tag ist nur ein Zeuge geladen. Für Mittwoch und Donnerstag hat das Gericht überhaupt keine Zeugenaussagen vorgesehen.
Zschäpe ist der Mittäterschaft an allen zehn Morden angeklagt, die dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zur Last gelegt werden. Bisher gibt es keine Erkenntnisse, dass sie an einem der Tatorte der Morde war. Die Ermittler gehen davon aus, dass die 2011 mutmaßlich durch Suizid ums Leben gekommenen NSU-Mitglieder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos die Morde verübt haben.
Zschäpe ist als Mittäterin angeklagt, weil sie durch das Aufrechterhalten einer bürgerlichen Fassade das Leben im Untergrund des NSU-Trios ermöglicht haben soll. Laut Anklage soll sie außerdem 2011 das letzte Versteck des Trios in Brand gesetzt und damit eine schwere Brandstiftung verübt haben.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP