Zwiespalt bei Versicherungen Zusatzbeiträge fressen Ersparnis auf
15.10.2014, 18:34 Uhr
Die Zusatzbeiträge werden mittelfristig wohl steigen.
(Foto: dpa)
Die Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen sind ab kommendem Jahr für den Wettbewerb freigegeben. Zwar wird es Schnäppchen geben - aber womöglich nicht lange.
Der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung bleibt im kommenden Jahr weitgehend stabil, könnte in den Folgejahren aber deutlich steigen: Die vom Gesetzgeber beschlossene Beitragssenkung von 15,5 auf 14,6 Prozent dürfte durch Zusatzbeiträge der einzelnen Kassen von durchschnittlich 0,9 Prozentpunkten in 2015 weitgehend aufgezehrt werden. Zu diesem Ergebnis kam der Schätzerkreis von Bundesversicherungsamt, gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und Bundesgesundheitsministerium.
Die 0,9 Prozentpunkte entsprechen rund 11 Milliarden Euro. Eben diese Summe werde den GKV zufolge in Zukunft fehlen. Die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, erklärte zu dem Schätzergebnis: "Wir gehen davon aus, dass künftig alle Kassen einen Zusatzbeitrag nehmen müssen. Gleichzeitig steigen die Leistungsausgaben weiter." Die Finanzierungslücke könne nur über Zusatzbeiträge geschlossen werden.
Durch die Beitragssatzsenkung zum 1. Januar 2015 und die Möglichkeit, dann den Zusatzbeitrag selbst zu bestimmen, will der Gesetzgeber mehr Wettbewerb zwischen den einzelnen Krankenkassen erreichen. Die Versicherten können künftig vergleichen, welche Kasse das günstigere Angebot hat. Das könnte sich lohnen, denn 20 der rund 130 gesetzlichen Krankenkassen haben bereits angekündigt, aufgrund ihrer stabilen Kassenlage einen Zusatzbeitrag unter den 0,9 Prozentpunkten anbieten zu können. Das könnt sich aber bald wieder ändern.
Für das Jahr 2015 rechnet der Schätzerkreis mit Einnahmen des Gesundheitsfonds, aus dem die Kassen ihren jeweiligen Anteil erhalten, von 198,3 Milliarden Euro. Der Bundeszuschuss beträgt demnach voraussichtlich rund 11,5 Milliarden Euro. Die Ausgaben der Krankenkassen werden mit 209,5 Milliarden Euro veranschlagt. Das Ministerium legt den rechnerischen durchschnittlichen Zusatzbeitrag auf Basis der Schätzung per Verordnung bis zum 1. November fest. Das Gesundheitsministerium erklärte, der individuelle Zusatzbeitrag einer Krankenkasse "richtet sich zum Beispiel danach, wie wirtschaftlich eine Kasse arbeitet und ob die Kassen ihre hohen Finanzreserven von rund 16 Milliarden Euro im Sinne der Versicherten nutzen".
Gesundheitsminister Hermann Gröhe von der CDU hatte schon zuvor immer wieder betont, dass durch die Gesetzesänderung Millionen von Versicherten entlastet würden. Der Kieler Gesundheitsökonom Thomas Drabinski geht jedoch davon aus, dass der durchschnittliche Zusatzbeitrag - je nach Entwicklung bei den Reserven im Gesundheitsfonds - bis zum Jahr 2018 auf mehr als 2,3 Prozent steigen könnte.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa