Schweigen gebrochen Russland und USA koordinieren Anti-IS-Kampf
18.09.2015, 22:08 Uhr
Der IS startete immer wieder Angriffe auf das syrische Kobane.
(Foto: picture alliance / dpa)
Während Moskau den syrischen Machthaber Assad unterstützt, wollen die USA seinen Sturz. Dennoch gibt es jetzt eine Annäherung. Beide Seiten wollen ihren Kampf gegen den IS koordinieren. Ziehen sie bald sogar an einem Strang?
Nach langem Schweigen auf militärischer Ebene haben die USA und Russland wieder Kontakt auf höchstem Niveau aufgenommen. Verteidigungsminister Ashton Carter habe mit seinem Kollegen Sergej Schoigu telefoniert, teilten das Pentagon und das russische Verteidigungsministerium mit. Die USA hatten den Militärdialog mit Moskau im März 2014 wegen der Ukraine-Krise eingefroren.Washington nannte das erste Gespräch "konstruktiv". Es sei vor allem um die Lage in Syrien gegangen.
Hauptthemen waren laut Pentagon der Kampf gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) sowie Vorkehrungen, wie mögliche Zwischenfälle zwischen Truppen beider Länder vor Ort vermieden werden könnten. Die USA fliegen mit internationalen Partnern Luftangriffe gegen den IS in Syrien und im Irak. Moskau hatte seine Präsenz in dem Bürgerkriegsland zuletzt massiv ausgebaut und damit Beunruhigung in Washington ausgelöst.
Nach US-Angaben errichtet die russische Armee derzeit in Latakia einen Luftwaffenstützpunkt aus vorgefertigten Teilen und einem mobilen Kontrollturm. Vier Kampfflieger sollen bereits stationiert sein. Zudem seien Panzer, Artillerie und dutzende Soldaten nach Syrien verlegt worden.
Suche nach Gemeinsamkeiten
US-Außenminister John Kerry warnte seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow kürzlich, die Militärhilfe für dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad drohe den Konflikt noch zu verschärfen. Die USA versuchten dennoch auszuloten, wo eine gemeinsame Basis mit Russland bestehe, sagte Kerry.
Kremlchef Wladimir Putin hatte zuvor zu einer internationalen Koalition zur Bekämpfung des IS aufgerufen. An dem Bündnis soll nach Putins Vorstellung auch die syrische Armee beteiligt werden. Als Waffenlieferant und enger Verbündeter Assads schließt Russland auch nicht aus, mit Soldaten in den Konflikt einzugreifen. Die USA hatten Russland vor einer Intervention in den syrischen Bürgerkrieg gewarnt.
Auch das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich kritisch: "Wir haben die Sorge, dass das unabgestimmte militärische Vorgehen Russlands eher gegenwärtig den Prozess bei der Frage des Einstiegs in einen politischen Prozess in Syrien erschwert", sagte Außenamtssprecherin Sawsan Chebli. Ein Ausweg aus der Syrien-Krise sei ohne Russland aber kaum möglich.
Zu Beratungen über den Syrien-Konflikt kommt US-Außenminister Kerry am Sonntag nach Berlin, wo er mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprechen will. Putin und US-Präsident Barack Obama wollen am 28. September bei der UN-Vollversammlung in New York auftreten. Ein bilaterales Treffen ist bisher nicht geplant.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP