Höchstwert an neuen Corona-Toten Impfling Putin sucht Nachahmer
30.06.2021, 13:43 Uhr
Kreml-Chef Putin appelliert an die russische Bevölkerung, sich impfen zu lassen.
(Foto: REUTERS)
Vor mehr als einem Vierteljahr erhält der russische Präsident Putin eine Corona-Schutzimpfung. Nun verrät er das Staatsgeheimnis, welches Vakzin er intus hat. Mit Blick auf die dramatische Pandemielage und tägliche neue Höchstwerte an Virus-Toten wirbt er eindringlich für das russische Präparat Sputnik V.
Mehr als drei Monate nach seiner Impfung hat der russische Präsident Wladimir Putin nun doch das Geheimnis zu dem ihm im März verabreichten Präparat gelüftet. Er habe sich mit dem russischen Impfstoff Sputnik V impfen lassen, sagte Putin bei der im Staatsfernsehen übertragenen Sendung "Der direkte Draht". "Die Impfung ist ungefährlich", sagte Putin und betonte, dass es keine ernsthaften Nebenwirkungen gebe.
Bisher hatte der 68-Jährige stets abgelehnt, den Namen des Impfstoffs zu nennen. Zugleich behauptete Putin, dass das Vakzin besser sei als andere Impfstoffe. "Gott sei Dank gibt es bei uns keine solchen tragischen Situationen nach der Impfung - wie nach der Verabreichung von Astrazeneca und Pfizer", sagte Putin. Russland steht im Westen immer wieder in der Kritik, dort entwickelte Vakzine schlecht zu reden.
Mitte Juni hatte Putin die Entwickler von Sputnik V ausgezeichnet. Im Kreml wurde unter anderem der Chef des Gamaleja-Forschungszentrums für Epidemiologie und Mikrobiologie, Alexander Ginzburg, geehrt. Der Impfstoff wurde vor rund elf Monaten als weltweit erster für eine breite Anwendung in der Bevölkerung freigegeben. "Als die Menschen auf der ganzen Welt darauf gewartet haben, dass Wissenschaftler sie vor der Coronavirus-Pandemie retten, haben das unsere Forscher geschafft", sagte Putin bei der Ehrung. Im Gegensatz zu westlichen Impfstoffen hat Sputnik V bisher keine Zulassung der Weltgesundheitsorganisation oder der EU. Das Vakzin ist inzwischen in mehr als 60 Ländern zugelassen. Russland selbst erlaubt keine westlichen Impfstoffe.
Dramatische Viruslage mit Höchststand an Toten
Putin sprach sich nun einerseits erneut gegen eine landesweite Impfpflicht in Russland aus. Zugleich verteidigte er die Einführung einer verpflichtenden Impfung in einzelnen Regionen, um dort einen wirtschaftlich folgenreichen Lockdown zu verhindern. Im flächenmäßig größten Land der Erde haben sich jüngsten Angaben zufolge erst rund 11,5 Prozent der Bürger mit einem Vakzin gegen Corona immunisieren lassen. Am Dienstag erklärte der Kreml das ursprüngliche Vorhaben, bis zum Herbst 60 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben, für nicht mehr erreichbar. Erst seit dieser Woche sei ein Anstieg an Impfbereiten zu beobachten, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut Agentur Interfax. Mehrere russische Regionen haben vor einigen Tagen eine Impfpflicht für Angestellte zahlreicher Berufsgruppen verhängt.
In Russland hat sich die Corona-Lage in den vergangenen Wochen dramatisch verschärft. An diesem Mittwoch meldeten die Behörden landesweit 21.042 neu erkannte Infektionen innerhalb von 24 Stunden. Demnach wurden zudem 669 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert – so viele wie nie zuvor. In vielen Regionen gelten deshalb neue Einschränkungen, um die Lage in den Griff zu bekommen. Das Viertelfinalspiel der Fußball-Europameisterschaft ist trotzdem weiter für Freitag in St. Petersburg geplant.
In Moskau sind laut Bürgermeister Sergej Sobjanin inzwischen 90 Prozent der Infektionen auf die Delta-Variante zurückzuführen. Für ganz Russland gibt es keine offizielle Angabe. Einige Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass der Wert ähnlich hoch sein dürfte.
Quelle: ntv.de, cri/dpa