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"Putin ist ein Mörder" Kreml-Kritiker Nawalny ist tot

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Er war der größte Herausforderer von Russlands Präsidenten Putin, seit Jahren wurde er von den russischen Behörden verfolgt. Nun ist Alexej Nawalny in Haft gestorben, wie die Gefängnisverwaltung mitteilt. Das Entsetzen ist groß.

Der bekannteste Kritiker der russischen Führung, Alexej Nawalny, ist tot. Das teilte die Gefängnisverwaltung mit. Der 47-Jährige verbüßte eine jahrelange Haft in einer Strafkolonie. Verurteilt wurde Nawalny unter anderem wegen angeblichem Extremismus.

Seine politische Bewegung wurde verboten, enge Mitarbeiter wurden inhaftiert oder flohen ins Ausland. Tatsächlich war er einer der schärfsten Kritiker von Russlands Präsidenten Wladimir Putin und dessen Machtapparat.

Nawalnys Anwalt Leonid Solowjow sagte der kremlkritischen Zeitung "Nowaja Gaseta": "Auf Entscheidung von Alexej Nawalnys Familie kommentiere ich überhaupt nichts." Das russische Präsidialamt hat nach eigenen Angaben keine Informationen über die Ursache des Todes von Nawalny. Die Strafvollzugsbehörde unternehme alle Untersuchungen, erklärte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow.

Allerdings werden die russischen Behörden verdächtigt, am 20. August 2020 einen Giftanschlag auf Nawalny durchgeführt zu haben. Er überlebte nur knapp. Zu seiner Behandlung reiste er nach Deutschland. Im Januar 2021 kehrte er nach Russland zurück und wurde sofort verhaftet.

Weggesperrt im Straflager

Im vergangenen Dezember war der Politiker über mehrere Wochen verschwunden. Im Nachhinein erwies sich, dass die Justiz ihn aus dem europäischen Teil Russlands in ein Straflager im hohen Norden Sibiriens verlegt hat. Nawalny vermutete, dass er dort vor der anstehenden Präsidentenwahl im März möglichst isoliert werden sollte. Zuletzt musste er wieder in Isolationshaft, wie er am 14. Februar auf X mittteilte. "Die Jamal-Kolonie hat beschlossen, den Wladimir-Rekord im Verhätscheln und Zufriedenstellen der Moskauer Behörden zu brechen", schrieb er auf X. Das sei die vierte Isolationshaft in weniger als zwei Monaten. Das sei "hart".

Nawalny führte immer wieder Klagen gegen den Strafvollzug wegen Verletzung seiner Rechte. Er nutzte die Gerichtsauftritte nicht zuletzt zur beißenden Kritik an Putins autoritärem System und Moskaus Krieg gegen die Ukraine. Zuletzt wurde Nawalny mit Beginn des Wahlkampfes zu den Verhandlungen nicht mehr zugeschaltet.

Nawalny war international als politischer Gefangener anerkannt. Die USA, die EU sowie die Bundesregierung hatten sich in den vergangenen Wochen immer wieder besorgt gezeigt und die russische Führung aufgefordert, über Nawalnys Verbleib zu informieren. Russland wies dies aber als Einmischung in seine inneren Angelegenheiten zurück. Der Kreml teilte auch mit, dass er sich nicht um das Schicksal von Gefangenen in Russland kümmern könne.

Scharfe Kritik an Putin

International sorgt der Tod für Entsetzen. Die EU macht das "russische Regime" für den Tod Nawalnys verantwortlich. Bundeskanzler Olaf Scholz sagte, Nawalny habe seinen Mut "mit seinem Leben" bezahlt. Der französische Außenminister Stéphane Sejourne äußerte sich ähnlich. "Sein Widerstand gegen ein System der Unterdrückung hat ihn das Leben gekostet", erklärt Sejourne. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, Putin müsse für den Tod zur Rechenschaft gezogen werden.

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Der russische Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow sprach von "Mord". Er sei der Ansicht, dass die Haftbedingungen zu Nawalnys Ableben geführt hätten, sagte der Journalist. "Sein Tod in einer Strafkolonie erinnert uns an die Realität des Regimes von Wladimir Putin."

Neben Scholz äußerten sich auch zahlreiche andere deutsche Politiker entsetzt. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP im Bundestag, Johannes Vogel, erklärte via X: "Putin ist ein Mörder." Über Putins tödliche Brutalität dürfe man sich niemand jemals täuschen. Der SPD-Politiker Michael Roth schrieb auf X: "Putin handelt wie ein Mafia-Pate, ganz in der Tradition Stalins: hin und wieder ein Auftragsmord, um kritische Geister, die seine Allmacht infrage stellen, einzuschüchtern."

Quelle: ntv.de, ghö/rts/AFP/dpa

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