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"Armee schafft nur Pufferzone" Putin will Charkiw nicht erobern - derzeit

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Russland hat Charkiw massiv zerbombt, will die zweitgrößte Stadt der Ukraine aber angeblich nicht einnehmen.

Russland hat Charkiw massiv zerbombt, will die zweitgrößte Stadt der Ukraine aber angeblich nicht einnehmen.

(Foto: picture alliance / Daniel Kubirski)

Viele Tausend russische Soldaten und schnelle Erfolge in der Region Charkiw - dennoch will Russland die namensgebende Millionenstadt angeblich nicht erobern. Behauptet zumindest Präsident Putin. Das Ziel sei ein anderes. Der Westen glaubt eher, dass dem Kreml die Mittel fehlen.

Die von russischen Truppen seit Wochen beschossene Stadt Charkiw soll nach den Worten von Kremlchef Wladimir Putin nach derzeitigem Stand nicht eingenommen werden. Nach jetzigem Stand gebe es keine Pläne, Charkiw einzunehmen, sagte Putin vor Vertretern russischer Staatsmedien zum Ende seines Besuches in China in der Stadt Harbin. Ein Reporter hatte ihm die Frage gestellt, nachdem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag die massiv angegriffene Region Charkiw besucht hatte. Selenskyj sprach von einer Stabilisierung der Lage dort.

Putin gab an, dass Russland derzeit eine Pufferzone dort einrichte, weil von Charkiw aus die russische Region Belgorod massiv mit Drohnen und Raketen beschossen werde. Der frühere Kremlchef Dmitri Medwedew, der jetzt Vizechef im nationalen Sicherheitsrat ist, hatte Selenskyjs Reise nach Charkiw dagegen als Abschiedsbesuch bezeichnet. Weil die Führung in Moskau immer wieder Charkiw als russische Stadt bezeichnet, gehen viele Experten davon aus, dass der Kreml auch die Region annektieren will. Putin dementierte dies erstmals mit der Einschränkung, dass es derzeit nicht geplant sei.

Selenskyj hatte die Region Charkiw am Donnerstag besucht und die Lage dort als stabil bezeichnet. "Stand heute ist die Situation im Gebiet Charkiw insgesamt kontrollierbar, unsere Kämpfer fügen den Okkupanten spürbare Verluste zu", teilte er auf seinem Telegram-Kanal mit. Er habe bei einer Besprechung des Generalstabs die Lageberichte von Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj und der für den Frontabschnitt zuständigen Armeekommandeure gehört. Dennoch gebe es Schwierigkeiten, so Selenskyj weiter.

Nach Angaben der ukrainischen Militärführung setzt der Kreml rund 30.000 Soldaten für seine Offensive im Norden der Ukraine ein. Ihnen gelang es, mehrere Dörfer zu erobern. Zudem drangen sie in Außenbezirke der Kleinstadt Wowtschansk ein. Sowohl das ukrainische Militär als auch NATO-Vertreter glauben jedoch nicht, dass die Fähigkeiten der Russen ausreichen, um einen echten Durchbruch in der Region zu erzielen.

"Die Russen haben für einen strategischen Durchbruch nicht die nötige Truppenstärke", sagte etwa der Oberbefehlshaber der NATO-Truppen in Europa, Christopher Cavoli, am Donnerstag nach einer Sitzung der Militärchefs der Mitgliedsländer. Die Russen hätten zudem "nicht die Fähigkeiten und das Können", fügte der US-General hinzu. "Sie sind in der Lage, lokale Vorstöße zu machen, und das haben sie auch getan. Sie haben aber auch einige lokale Verluste erlitten."

Quelle: ntv.de, als/dpa

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