Machtkampf fällt aus Guttenberg einfach mal glauben
30.10.2010, 16:11 Uhr
Gegenwart und - vielleicht - Zukunft der CSU.
(Foto: dpa)
Der CSU-Parteitag 2010 ist Geschichte. Was bleibt? Sicher eine Partei, die im Umbruch ist. Und zwar mit einem Vorsitzenden Seehofer, der keine schlechte Figur abgab. Seine Prestigeobjekte konnte er durchbringen. Und vielleicht die Diskussion um einen Machtkampf etwas dämpfen.
Horst Seehofer hat Vieles richtig gemacht auf dem Parteitag der CSU. Er hat die Spekulationen um den angeblichen Machtkampf zwischen ihm und seiner "Erfindung" Karl-Theodor zu Guttenberg mit Würde überstanden.
Seit Wochen macht die überwiegend mediale Projektion des "Heilsbringers Guttenberg" der Politik inhaltliche Debatten schwer. Ja, es stimmt: Wenn man sich unter den Delegierten des Parteitages umhörte, gab es viel Sympathie für den smarten Freiherrn. Er wird gefeiert und bejubelt. Aber in den Gesprächen folgt eben auch oft der Nachsatz: "Er ist der Parteivorsitzende der Zukunft." Wenn er weiter alles richtig macht. Wenn er sein Amt weiter gut ausübt. Wenn er weiter die Menschen begeistern kann.
Wenn, wenn, wenn. Seehofer hat nicht Unrecht, wenn er sagt: Die Euphorie könne sich schnell legen, wenn Guttenberg mal etwas Hartes zu unangenehmen Themen sagen muss.
Der CSU-Parteivorsitzende der Gegenwart aber ist Seehofer. Er hat seine Partei auf den notwendigen Reformkurs gesteuert: Bessere Mitgliederbeteiligung und Frauenquote sind installiert. Beides hatten der allmächtige Edmund Stoiber und das unglückliche Duo Huber/Beckstein lange Jahre versäumt. Dass es in Sachen Frauenquote am ersten Tag des Parteitages Diskussionen gab, steht einer demokratischen Kultur und einer selbsternannten "Mitmachpartei" gut. Viele Delegierte zeigten sich regelrecht froh, dass endlich stundenlang in schönster grüner Tradition miteinander debattiert wird. Und das, ohne gleich Seehofer stürzen zu wollen. Am Ende war es zudem eine klare Mehrheit, die Seehofers Prestigeprojekt durchbrachte.
Natürlich wird Seehofer nicht ewig Parteivorsitzender bleiben – das ist ihm sicher auch selbst klar. Und wenn die kommenden Wahlergebnisse nicht stimmen, wird es eng für ihn. Das wird es aber für jeden Vorsitzenden, dessen Partei stark ins Minus rutscht. Dann gibt es oft hilflose Erklärungsversuche, manchmal aber auch den personellen Wechsel. Im Falle der CSU stünde – wenn, wenn, wenn – Guttenberg sicher parat. Er hätte dann gute Chancen, über den Parteivorsitz sogar ins Kanzleramt zu rutschen. Der Baron hat in München aber klargestellt, dass er zurzeit keine "’depperten Personaldebatten" will. Vielleicht sollte man Guttenberg, der ja für seine Klarheit und Ehrlichkeit gelobt wird, das nun endlich auch glauben.
Quelle: ntv.de