CDU votiert knapp gegen PID "Ist das christlich?"
16.11.2010, 20:52 UhrAuf ihrem Parteitag in Karlsruhe hat die CDU knapp gegen eine Legalisierung der Präimplantationsdiagnostik gestimmt. Auch wenn sich die Diskussion um die PID fast ausschließlich an die eigenen Parteimitglieder richtet, wie n-tv schreibt - die Medien zollen der sensibel geführten Debatte Respekt, zeigen aber auch deren Schwachstellen auf.

Im Mittelpunkt des zweiten Konferenztages stand die Diskussion um die umstrittenen Gentests an Embryonen.
(Foto: dpa)
"Ausgeblendet wird bei solchen Debatten gern, dass von einem Trend zu künstlichen Befruchtungen keine Rede sein kann. Und dass der größte Teil der Babys nach wie vor auf natürlichem Wege zustande kommt ohne Chance, die Kinder gentechnisch auszusieben", erinnert das Freie Wort aus Suhl. "Deshalb auch geht das Argument in die Leere, Eltern behinderter Kinder müssten sich, wäre PID erlaubt, wegen ihrer Entscheidung für das Kind und für das Leben rechtfertigen. Selbst in Zeiten der Pränatal-Diagnostik ist es die Regel, dass Behinderungen erst nach der Geburt festgestellt werden. Von denjenigen Politikern, die sich gern als Schützer jedweden Lebens gebärden, ist allerdings nicht bekannt, wie sie Familien mit behinderten Kindern deren ganz persönliche Last und Verantwortung abgenommen hätten. Ist das etwa christlich?"
"Es steht der Partei mit dem C im Namen gut an, einen ethischen Gewissenskonflikt wie die Präimplantationsdiagnostik im besten Sinne konservativ zu entscheiden", findet hingegen die Rhein-Neckar-Zeitung aus Heidelberg, stellt aber auch fest: "Die CDU wollte in Karlsruhe eine Brandmauer zum Menschen-Design errichten, dessen Kehrseite einmal die Diskriminierung des unperfekten Lebens sein könnte. Besonders hoch ist sie nicht ausgefallen."
"Wer Anschauungsmaterial braucht für seinen Unterricht in Politik, Ethik oder Religion, der wird kaum Besseres finden als das Video von der CDU-Debatte", lobt die Saarbrücker Zeitung den Umgang der Christdemokraten mit einem so sensiblen Thema wie der PID, fügt aber hinzu, dass es bei anderen nicht weniger ethischen Fragen an Feingefühl mangele. Besonders dann, wenn ökonomische Interessen eine Rolle spielten: "Etwa bei der Frage, ob es richtig ist, Nutzpflanzen auf ewig genetisch zu verändern. Ob es korrekt ist, Atommüll zu erzeugen, den niemand bei sich haben will. Ökonomie und Ethik, Geld und Moral, das ist ein Gegensatz, der meist durch schlichtes Ignorieren zugunsten des Geldes bequem gelöst wird. Nicht nur in der Union."
Einen "Parteitag der Einschnitte" hat die CDU dem Badischen Tagblatt zufolge in Karlsruhe erlebt: "Sie hat dem Thema Präimplantationsdiagnostik einen prominenten Raum auf ihrem Parteitag eingeräumt. Am Ende einer niveauvollen Debatte stimmte fast die Hälfte für die Zulassung der PID. Ein Einschnitt ist das deshalb, weil sich die Partei vor drei Jahren noch klar für ein Verbot ausgesprochen hatte. Das knappe Votum von Karlsruhe dürfte nun dafür sorgen, dass das Verbot bald ad acta gelegt wird. Wie soll die Bundestagsfraktion das Verbot im Bundestag durchsetzen, wenn in der Partei keine klare Position vorherrscht?" Auch auf dem Feld der Sicherheitspolitik hat die Partei alte Grundsätze hinter sich gelassen: "Die CDU folgt dem Vorschlag des CSU-Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, die Wehrpflicht auszusetzen. Sie stellt sich der veränderten Welt, lautet hier der Tenor."
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Katja Sembritzki