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Skimpflation weitverbreitet Auch bei diesen Produkten hat sich die Qualität verschlechtert

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(Foto: imago stock&people)

Die Lebensmittelindustrie nutzt viele Möglichkeiten, um Verbrauchern weniger Ware für mehr Geld anzudrehen. Gerne wird aber auch kaum erkennbar an teuren Zutaten gespart. Denn auch so lassen sich Kosten senken, wie die Verbraucherzentrale aufdeckt.

Der Inhalt schrumpft, der Preis nicht: Immer häufiger verteuern Anbieter Produkte, indem sie in weitgehend gewohnter Verpackung weniger Inhalt verkaufen. Die für die Produktion der Marken gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten sollen an die Kundschaft weitergegeben werden, ohne dass die es merkt. Das Vorgehen wird gemeinhin als Mogelpackung bezeichnet oder auch neuerdings als Shrinkflation. Der Begriff Shrinkflation setzt sich aus dem englischen Wort "shrink" für schrumpfen und aus Inflation zusammen.

Doch damit nicht genug. Die Lebensmittelindustrie spart auch noch an wertvollen Zutaten, um ihre Kosten zu senken. Die Masche nennt sich dann Skimpflation. Das englische Wort "skimp" heißt knausern oder einsparen und bedeutet nicht per se, dass der Preis für ein Produkt versteckt steigt (wie bei der Shrinkflation), sondern dass dessen Qualität sinkt.

Skimpflation schwierig zu erkennen

Dank zahlreicher Hinweise von Verbrauchern deckt die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) immer wieder Beispiele für Qualitätsverschlechterungen bei Lebensmitteln auf. Die neuesten Fälle sind jetzt auf der Internetseite der Verbraucherschützer abrufbar. Die Liste, die erstmals im Herbst 2023 veröffentlicht wurde, umfasst inzwischen 28 Produkte.

Die VZHH hat sich die Mühe gemacht, neue Rezepturen ausgewählter Produkte miteinander zu vergleichen, und listet folgende aktuelle Fälle auf:

  • Auch im Sahne-Geschnetzelten von Gut & Günstig (Edeka) steckt weniger Schweinefleisch; hier sinkt der Anteil von 32 auf 24 Prozent. Dafür gibt es etwas mehr Pilze und Sahne, die preiswerter sind.
  • Erasco reduziert den Anteil an passierten Tomaten in seiner Serbischen Bohnensuppe von 31 auf 25 Prozent. Außerdem ist in der Zutatenliste kein Speck mehr zu finden.
  • Der Hühnernudeleintopf von Sonnen Bassermann muss mit weniger Nudeln schmecken. Statt 35 Prozent gibt es nur noch 26 Prozent gekochte Nudeln pro Dose. Dafür setzt der Hersteller neuerdings Guarkernmehl als Verdickungsmittel hinzu (wohl damit es trotzdem nach einem Eintopf aussieht).

Mitunter auch noch teurer

Nach Auskunft der Verbraucherschützer geht Skimpflation nicht selten mit Shrinkflation einher - also mit reduzierten Füllmengen bei gleichem Preis. So verbessern die Anbieter ihre Marge gleich doppelt.

In welchem Ausmaß Skimpflation von Herstellern angewendet wird, ist der VZHH nicht bekannt. Denn diese zu erkennen ist schwierig. Man muss alte und neue Zutatenlisten nebeneinanderlegen können, um die in der Regel schlechtere Produktqualität zu entlarven. Ein Hinweis wie "Neue Rezeptur" auf der Verpackung kann ein Indiz für Skimpflation sein. Manchmal wird sogar eine "Verbesserte Rezeptur" ausgelobt, obwohl sich die Produktqualität verschlechtert hat.

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Das Phänomen Skimpflation ist nicht gänzlich neu. Bereits 2017 war die neue Rezeptur für den Schokoaufstrich Nutella, für den Hersteller Ferrero weniger Kakao und dafür mehr Magermilchpulver verwendet, aufgefallen. Ein von der VZHH beauftragtes Labor ermittelte in der alten Variante der Schokocreme einen Kakaoanteil von etwa 8,4 Prozent und im neuen Nutella nur noch rund 7,4 Prozent.

Die Hersteller selbst sind bei entsprechenden Anfragen oft um keine Ausrede verlegen; meist wird auf "Wünsche" von Verbrauchern verwiesen. "Wasser statt Orangensaft, weniger passierte Tomaten in der Tomatensuppe oder Fleischklöpse mit weniger Schweinefleisch sind für uns Qualitätsdumping. Die Lebensmittelkonzerne wollen Rohstoffkosten sparen", erklärt Armin Valet von der VZHH. Das würden viele Unternehmen aber nicht zugeben, sondern als Grund für die Rezepturänderung die Berücksichtigung von Kundenwünschen vorschieben.

Quelle: ntv.de, awi

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